Trends

• Trend hin zu kundenspezifischen Fertigungen
• Multifunktionale Möbel werden verstärkt nachgefragt
• Möbel aus erneuerbaren oder recycelten Materialien liegen im Trend

Nachhaltigkeit

• Nachhaltige Praktiken in der Rohstoffgewinnung (inkl. Recyclinganteile) treten vermehrt in den Vordergrund
• Verringerung des Wasserverbrauchs in der Produktion gewinnt an Bedeutung
• Reduktion von Verpackungsabfällen wird angestrebt

Herausforderungen

• Möbelbranche ist durch Lieferketten-Probleme von höheren Kosten für Rohstoffe und Logistik betroffen
• Möbelhersteller haben kaum Einflussmöglichkeiten auf längere Lieferfristen
• Branche antwortet auf höhere Kosten mit Preissteigerung
• Bei Energie- und Logistikkosten wird im weiteren Jahresverlauf mit einer Entspannung gerechnet

Branchendefinition: Die Branche umfasst die Abteilung 31 der ÖNACE 2008 und damit die Herstellung von Möbeln und verwandten Erzeugnissen (Büro- und Ladenmöbel, Küchenmöbel, Matratzen, sonstige Möbel) aus beliebigem Material, außer Stein, Beton und Keramik. Die für die Herstellung der Möbel eingesetzten Verfahren sind die üblichen Verfahren zur Formgebung und zur Verbindung von Teilen, einschließlich Schneiden, Hobeln und Laminieren. Das Design des Möbelstücks ist ein wichtiger Aspekt des Herstellungsverfahrens.

Betriebstypen: Möbeltischlereien (z.B. Herstellung von Maßmöbel und Kleinserien für Büromöbel, Schulmöbel, Küchenmöbel), Betriebe der Holz- und Möbelindustrie (z. B. Herstellung von Serienprodukten und Fertigbauteilen) sowie Betriebe des Tischlereigewerbes (z. B. Herstellung von Einbauküchen, Büromöbel, Schlaf- und Wohnzimmermöbel)

Im Jahr 2020 boten die 3.060 Möbelhersteller fast 26.000 Personen einen Arbeitsplatz, wovon rund 23.000 unselbstständig beschäftigt waren. Die durchschnittliche Unternehmensgröße lag damit bei etwa 8 Mitarbeiter*innen je Unternehmen. Die Betriebe erwirtschafteten insgesamt Umsatzerlöse in der Höhe von rd. € 3,20 Mrd.
 

Trends

• Die Möbelbranche konnte 2021 wachsende Export-Werte und ein Produktionsplus verzeichnen. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2021 wurde um 6,4 % mehr als im Vorjahr exportiert, die Produktion wuchs um 16 %. (Wohnkultur, 1/2 2022)
  • Ganz oben auf der Exportbilanz 2021 finden sich Küchen, gefolgt von “Teilen von Möbeln”, Sitzmöbeln, Matratzen und Büromöbeln.
  • Die wichtigsten Gewinner der ersten drei Quartale des Jahres 2021 in der Produktion sind Küchenmöbel (+21,9 %) und sonstige Möbel (+20 %), darunter fallen Schlaf,- Ess- und Wohnzimmer-, Badezimmer- und Gartenmöbeln. Auch Büromöbel (+14,6 %), Sitzmöbel und Teile dafür (+12,8 %) sowie Ladenbaumöbel (+4,4 %) erwirtschafteten Zuwächse. (Wohnkultur, 1/2 2022)
  • Laut Branchenradar „Küchen in Österreich“ ersetzten 2021 rd. 80 % Prozent der verkauften Küchen alte Küchen und 20 % Prozent waren Ersteinrichtungen. (branchenradar.com)
• Nach Österreich importiert wurden in den ersten drei Quartalen des Jahres 2021 überwiegend Sitz- und Wohnmöbel.
• Die 2022 andauernden hohen Materialkosten und Lieferschwierigkeiten für Vorprodukte stellen Herausforderungen für die Möbelbranche dar und führen zu höheren Preisen von Endprodukten.
• Die Auftragslage in der Möbelindustrie ist 2022 gut, es wird aufgrund von Preiseffekten 2022 ein nominelles Umsatzplus erwartet.
• Aufgrund von gesteigertem Umweltbewusstsein der Kundschaft tritt nachhaltige Produktion von Möbelstücken vermehrt in den Vordergrund:
  • nachhaltige Praktiken in der Rohstoffgewinnung (inkl. Recyclinganteile)
  • Verringerung des Wasserverbrauchs in der Produktion
  • Reduktion von Verpackungsabfällen
• Der schwedische Ikea-Konzern, einer der weltweit größten Holzverbraucher, will bis zum Jahr 2030 gänzlich CO2-neutral sein und auf Kreislaufwirtschaft umstellen, indem nur noch erneuerbare und recyclebare Materialien eingesetzt werden.
• Zunehmende Mobilität und Urbanisierung schafft Markt für multifunktionale Möbel, die dem modernen Work-Life Lifestyle entsprechen, flexibel einsetzbar und frei zu kombinieren sind.
  • Smart Home Lösungen auch in Möbel integriert
  • Möglichkeit, Möbel modular aufzubauen, ist gefragt
• Veränderung der demografischen Rahmenbedingungen beeinflusst die Möbelnachfrage
  • steigender Anteil von Einpersonenhaushalten fördert den Umsatz von Basis-Möbelstücken wie Küchen, Schlafzimmermöbeln, etc.
  • barrierefreies Wohnen und seniorengerechte Adaptierung von Haushalten werden wichtiger
• Möbel und Design aus Österreich ("Made in Austria") genießen international ein positives Image:
  • Ein 2021 eingeführtes Gütezeichen „Austria Gütezeichen Möbel“ wird für Möbel mit über 50 % heimischer Wertschöpfung und einer Qualität über den gesetzlichen Anforderungen vergeben.

Verhalten der Kundinnen und Kunden

• Konsumentinnen und Konsumenten informieren sich immer öfter im Internet, bevor sie off- oder online einkaufen. 
• Kundinnen und Kunden sind nicht (mehr) bereit, lange auf einen Kostenvoranschlag zu warten: Konkurrenz und Suchmöglichkeiten im Internet sind zu groß
• Viele Kundinnen und Kunden bevorzugen jedoch weiterhin ein persönliches Beratungsgespräch anstelle angebotener Online-Beratung.
• Green Awareness
  • Insbesondere junge Kundschaft legt zunehmend Wert auf eine nachhaltige Produktionsweise und die Verwendung von natürlichen und umweltfreundlichen Materialien
  • Beliebt bei umweltbewussten Kunden sind alternative Herstellungsweisen durch Upcycling und Recycling sowie Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen
  • Nachhaltig und fair produzierte Möbel sowie Reproduktionen bereits verwendeter Materialen verkaufen sich im oberen Preissegment
  • Green Office: nachhaltige Büroeinrichtung sind gefragt
• Megatrend Individualisierung
  • Individualisierbare Möbel entsprechen dem Bedürfnis, sich von breiter Masse abzuheben
  • Trend geht in Richtung weniger Massenproduktion und vermehrt kundenspezifischer Fertigung. Technologien wie 3D-Drucker kommen für die Produktion von Einzelstücken immer häufiger zur Anwendung.

Mitbewerb

Brancheninterne Konkurrenz

• Der Markt der Möbelproduktion ist stark fragmentiert:
  • In der überwiegend mittelständisch geprägten Branche sind viele kleinere Familienbetriebe tätig.
  • Diese haben eine eher geringe Marktmacht und können sich vor allem mittels Nischenprodukten von Mitbewerbern abheben.
• Die meisten Produzenten sind auf eine Möbelgruppe spezialisiert: Wohnmöbel (Polster- und Kastenmöbel, Tische und Stühle), Küchenmöbel, Büro- und Ladenmöbel (Stühle, Tische, Schränke, Theken) bzw. Matratzen.
• Dauerrabatte von Seiten großer Möbelhäuser üben Druck auf Handwerksbetriebe aus.
• Der Konkurrenzdruck ist bei Maßmöbeln geringer als bei Serien- oder Massenware.
• Für Wettbewerbsfähigkeit ist Online-Präsenz besonders relevant.
• Trend zu Online-Shopping bei Möbeln wurde durch die Corona-Pandemie verstärkt.
• 2021 haben sowohl die Zahl der Kaufenden, als auch die Durchschnittsausgaben im Distanzhandel zugenommen und führen zu einem Gesamtwachstum der Distanzhandelsausgaben von 20 %. Unter den Top Warengruppen befinden sich nach Bekleidung und Elektrogeräten, Möbel, Deko- und Einrichtungsgegenstände. (KMU Forschung Austria, 2021)

Branchenfremde Konkurrenz

Kooperationen

• Möbelhersteller kooperieren verstärkt institutionalisiert entlang der gesamten Wertschöpfungskette (z. B. von Holz, Handwerk und Design) als auch in branchenübergreifenden Netzwerken:
  • Zusammenarbeit bringt Vorteile für kleinere Betriebe: Möglichkeit, größere Aufträge zu übernehmen, Auslastungsschwankungen auszugleichen und Kosten zu optimieren.
  • Die Betriebe profitieren zudem von gemeinsamer Werbung und professionellem Marketing.

Erfolgsfaktoren

• Persönliche Beratung und individuelle Fertigung als Gegenstück zur Möbelindustrie
• Differenzierung des Produktportfolios, um sich von der Konkurrenz abzuheben
• Wertewandel birgt Chancen für Tischlereibetriebe, da Nachhaltigkeit und Regionalität in den Fokus gerückt sind:
  • Kreislaufwirtschaft: Vollholzmöbel verlängern die Nutzungsdauer von Möbelstücken
  • Einsatz umweltfreundlicher Materialien (z. B. Leime)
  • Bewusst regionale Rohstoffbeschaffung (kurze Transportwege)
• Diversifizierung der Lieferanten-, Vertriebs- und Kundenstruktur um im Krisenfall gegen Abhängigkeiten gewappnet zu sein.

Lieferanten & Rohstoffe

• Zulieferbetriebe für Möbelproduzenten sind u.a.
  • Holzgroßhandel
  • Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen,
  • Beschlägeproduzenten,
  • Erzeuger von Leimen und Klebstoffen sowie
  • die Plattenindustrie.
• Wichtigste Rohstofflieferanten sind kleine und mittlere österreichische Forstbetriebe sowie Sägewerke:
  • In Österreich gibt es in etwa 145.000 Waldeigentümer. (www.bmlrt.gv.at)
• Bereits im 3. Quartal 2021 resultierten Materialengpässe bei vielen Vorprodukten (u. a. Spanplatten, Beschläge, Küchengeräte) in langen Lieferzeiten. Möbelhersteller haben kaum Einflussmöglichkeiten auf diese langen Lieferfristen und sind daher auf das Verständnis ihrer Kundschaft angewiesen.
• 2022 ist die Möbelbranche angesichts weiterhin andauernder globaler Lieferketten-Probleme von höheren Kosten für Rohstoffe und Logistik betroffen und antwortet darauf mit Preiserhöhungen für Endprodukte. Falls Warenknappheit und die Lieferschwierigkeiten andauern, kann es zu weiteren Preiserhöhungen kommen. Lieferengpässe und längere Störungen in den Lieferketten bei einzelnen Warengruppen sind nicht auszuschließen. Bei Energie- und Logistikkosten wird im späteren Jahresverlauf 2022 mit einer Entspannung gerechnet.
  • Holzwerkstoffe, etwa Spanplatten, hatten sich im Dezember 2021 zum Vorjahresmonat um 40,2 % verteuert. Die Lage bei Polsterschäumen und anderen Zulieferprodukten stabilisierte sich 2022 etwas, aber Engpässe bei Verpackungen und elektronischen Bauteilen verschärften sich. (Welt.de 21.02.2022)
  • Aufgrund der Materialpreissteigerungen dürften sich billige Discount-Waren prozentual stärker verteuern als hochwertige Designmöbel oder individualisierte Einrichtungslösungen.
  • Der schwedische Möbelriese Ikea hatte angekündigt, die Preise wegen höherer Kosten um 9 % anheben zu wollen. (Welt.de 21.02.2022)
  • Viele Möbelhäuser setzen auf zeitlich befristete Rabatte. Aufgrund der höheren Produktionskosten werden vermutlich niedrigere Preisnachlässe angeboten.

• Zahlreiche Apps, u. a. zur Werkzeugverwaltung oder als Unterstützung bei der Beschlagsmontage
• Digitalisierung und Industrie 4.0 im Möbelbau: z. B. Software Komplettlösungen für den gesamten Produktionsprozess: Werkstücke werden komplett im Computerprogramm entworfen und von den eingesetzten Maschinen automatisch aus den Rohmaterialien herausgearbeitet
• Moderne Roboteranlagen für die präzise CNC-Bearbeitung von großen Holzteilen
• Vernetzte Werkzeuge erschließen neue Möglichkeiten in der Fertigung
• Neuartige Möbel, z. B. eine „Wireless Kitchen“, deren smarte Arbeitsfläche einerseits eine kabellose Lademöglichkeit für digitale Geräte bietet und die sich andererseits auch in ein Kochfeld verwandeln kann.
• „Roboter-Möbel“, die Zimmer genau in jene Räume verwandeln, die gerade benötigt werden. Die Robotereinrichtung kann über eine integrierte Tastatur, eine App oder via Amazon Echo gesteuert werden.
• Möbelfolien mit antibakterieller Oberfläche
• Selbst formende Möbel nutzen hygroskopisches Schwinden, eine natürliche Eigenschaft von Holz. Die Formänderung geschieht gleichmäßig, ohne menschliches Zutun und sobald die Teile geformt sind, sperren sie sich mechanisch.
• Digitale Angebote im Kundenkontakt
  • „eServices“: mithilfe von Online-Tools arbeiten Tischler und Händler effizienter.
  • Tools zur Produktvisualisierung: Möbel können mittels eines Online-Konfigurators von Kundinnen und Kunden selbst entworfen und mit 3D- und Virtual-/Augmented Reality Technologie gezeigt werden: Dadurch wird das Produktverständnis verbessert, Möbelhersteller ersparen sich die aufwändige Produktion der Stücke und erhalten rasches Feedback, was zu Zeit- und Kosteneinsparungen führt.
  • digitale Rückverfolgungsmöglichkeiten für Kundinnen und Kunden vom Holz bis zum Möbelstück