Branchendefinition: Die Branche umfasst die Gruppe 16.1 der ÖNACE 2008 (Säge-, Hobel- und Holzimprägnierwerke). Diese Unterklasse umfasst
- Sägen, Zerspanen, Hobeln und sonstiges maschinelles Bearbeiten von Holz
- Säumen, Schälen und Messern von Rundholz
- Herstellung von Eisenbahnschwellen aus Holz
- Herstellung von Einzelteilen für Bodenbeläge aus Holz
- Herstellung von Holzwolle, -mehl, -schnitzeln und -plättchen
- Herstellung von imprägnierten Stangen, Masten und Pfählen
Ferner fallen die technische Holztrocknung sowie das Imprägnieren und chemisches Behandeln von Holz in die Branche.
Betriebstypen: Gewerbliche Sägewerke, Klein- Mittel- und Großbetriebe der Sägeindustrie sowie Betriebe der holzverarbeitenden Industrie (vor allem Faser- und Spanplattenindustrie).
Im Jahr 2020 boten die 950 Säge-, Hobel- und Holzimprägnierwerke mehr als 11.500 Personen einen Arbeitsplatz, wovon rund 10.400 unselbstständig beschäftigt waren. Die durchschnittliche Unternehmensgröße lag damit bei etwa 12 Mitarbeiter*innen je Unternehmen. Die Betriebe erwirtschafteten insgesamt Umsatzerlöse in der Höhe von rd. € 3,91 Mrd.
Betriebswirtschaftliche Situation der Großunternehmen
Betriebswirtschaftliche Situation der Großunternehmen
Trends
- Nach hoher Nachfrage und Preisen für Bauholzprodukte 2021 kam es zu einer gedämpfteren Nachfrage im letzten Quartal des Vorjahres. Nachfrage nach Nadelsägerundholz war im 4. Quartal 2021, für die Jahreszeit eher unüblich, äußerst verhalten.
- Verstärkte Nachfrage nach Brettschichtholz (BSH) aus Italien, Spanien und Frankreich im Januar 2022 wird mit Nachholkäufen aus dem 4. Quartal begründet.
- Der Anstieg der Holzpreise von 2021 aufgrund hoher (Bau-)Holznachfrage hat sich verlangsamt. 2022 wird mit einer weiteren Zunahme des Holzverbrauchs der Bauwirtschaft gerechnet. Stärkere Nachfragewerte sind aus Exportmärkten und über 2022 hinaus aus dem Bereich Wohnhaussanierungen zu erwarten.
- 2022 begann im Vergleich zu den Vorjahren mit höheren Preisen, aber einer gesicherten Verfügbarkeit. Von Anbietern werden als Antwort auf die Vorjahre längerfristige Ordermengen angeboten.
- Preisentwicklung: (UniCredit Research, Februar 2022)
- Erzeugerpreise der Holzverarbeitung lagen im Dezember 2021 noch um 10 % über dem Vorjahreswert.
- Im österreichischen Großhandel kosteten Holz und Holzhalbwaren im Jänner 2022 durchschnittlich 23 % mehr als im Vorjahr.
- Mit den Holzpreisen sind bis Jänner 2022 auch Pelletpreise stark gestiegen. Langfristig wird eine Stabilisierung der Kosten für holzbasierte Brennstoffe angenommen. An Alternativen zur Stärke-Beimischung in Pellets auf Basis von Kraft-Lignin wird 2022 geforscht.
- Hohe Nachfrage nach Pelletheizungen:
- Rohstoff für die Pelletproduktion in Österreich sind ausschließlich Sägenebenprodukte, die meist direkt im Sägewerk zu Pellets verarbeitet werden.
- Der „Raus aus Öl“-Bonus für private Haushalte wird für die Umstellung eines fossilen Heizungssystems auf Pellets vergeben. Die Förderhöhe für den Kesseltausch beträgt 35 %, max. € 5.000.
- Zunehmendes Umweltbewusstsein bei Kund*innen und damit einhergehend der Wunsch, auf erneuerbare Energie umzusteigen.
- Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) wurde 2021 von der Regierung beschlossen. Österreich legt darin fest, bis zum Jahr 2030 100 % des Stroms aus erneuerbaren Energien zu produzieren. Neben Photovoltaik, Wasser- und Windkraft, soll Biomasse gefördert werden (a3bau.at). Die Bioenergie-Branche rechnet mit einem Zuwachs. Holzgas soll eine wesentliche Rolle für die Produktion von erneuerbarem Gas spielen.
- Holz als nachwachsendes und CO2-bindendes Baumaterial kann wesentliche Beiträge zu mehr Klimaschutz im Baubereich leisten: Die Forcierung des Holzbaus ist im Regierungsprogramm 2020-2024 der österreichischen Bundesregierung als Maßnahme zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2040 vorgesehen.
- Im Juli 2020 verabschiedete der österreichische Nationalrat den Waldfonds. Ein Teil des umfangreichen Maßnahmenpakets ist eine Holzbau-Offensive, die auf einen vermehrten Einsatz von Holz als Baustoff abzielt.
- Die seit dem Sommer 2020 sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Schnittholz kann auf mehrere Faktoren zurückgeführt werden:
- Die Bauwirtschaft zeigt weiterhin positive Tendenzen.
- Klimaschutzprogramme und damit einhergehend forcierter Holzbau machen sich bemerkbar.
- Wohnungssanierungen werden von steigenden Klimainvestitionen angetrieben.
- Die Europäische Organisation der Sägeindustrie (EOS) und der Europäische Verband der Holz verarbeitenden Industrie (CEI-Bois) gehen aufgrund des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen von folgenden Entwicklungen aus:
- Auswirkungen auf die Versorgung des europäischen Marktes. 2021 stammten etwas weniger als 10 % des in Europa verbrauchten Nadelschnittholzes aus den Konfliktländern. Knappe Verfügbarkeit in den Produktbereichen Nadelschnittholz, Birkensperrholz und Eiche sei zu erwarten oder ist schon der Fall. (Holzbauaustria, 2/2022)
- Unsicherheit bei Lieferketten und Transport. LKW-Fahrermangel verschärft sich, da viele europäische Fahrer aus der Ukraine stammen.
Verhalten der Kundinnen und Kunden
- Zu den wichtigsten Kunden der Sägewerke zählen u.a.
- die Holzwerkstoffindustrie
- Zellstoff- und Papiererzeugung
- die Plattenindustrie
- Zimmerer und Holzbaugewerbe
- Möbelindustrie und -fertigbau
- Skiindustrie
- Direkter Vertrieb an weiterverarbeitende Betriebe im Trend.
- Die Sägeindustrie ist auch für das Aufkommen von Sägenebenprodukten (z. B. Pellets) und somit für viele weitere Verarbeitungswege (Papier- und Plattenindustrie, energetische Nutzung) wichtig.
- Rd. 60 % der im Inland erzeugten Sägeprodukte werden exportiert. Damit ist Österreich sechstgrößter Schnittholzexporteur und sechstgrößter Schnittholzproduzent weltweit. (https://fakten.holzindustrie.at/)
- Rund 40 % der Roh- und Schnittholzexporte und 15 % der Exporte verarbeiteter Holzprodukte werden nach Italien geliefert. Deutschland ist Ziel von 20 % der Roh- und Schnittholzexporte bzw. 35 % der Holzproduktexporte. In Osteuropa werden 16 % der Holz- und Holzwarenprodukte abgesetzt. (UniCredit Research, Februar 2022)
Mitbewerb
Internationaler Mitbewerb
- Die österreichische Sägeindustrie gehört zu den führenden Holzindustrien der Welt.
Brancheninterner Wettbewerb
- Die Betriebe der österreichischen Sägeindustrie sind großteils klein- und mittelbetrieblich strukturiert. Sie befinden sich oft im Familienbesitz und sind häufig in strukturschwachen Gegenden angesiedelt.
- Es sind jedoch ein verstärkter Wettbewerb und eine zunehmende Marktkonzentration beobachtbar.
- Die größten Player (Einzelstandort) in Österreich sind(www.holzkurier.com, 2022):
- Holzindustrie Maresch in NÖ (2021 Holzeinschnitt von 1,25 Mio fm.)
- Stora Enso in Ybbs (1,18 Mio fm.)
- Mayr-Melnhof Holz in Leoben (1,09 Mio fm.)
- Binderholz in Fügen (1,07 Mio fm.) übernahm 2022 das größte britische Forst- und Sägewerksunternehmen. Damit ist Binderholz das größte europäische Unternehmen der Branche. (Binderholz.com)
- Trend zu vertikaler Integration: Der steirische Fertighaushersteller Pichler Wohnbau übernahm im Oktober 2021 Sägewerk Kaplan für den Eigenbedarf, um so nicht mehr von der Industrie abhängig zu sein.
- Großbetriebe (Jahreseinschnitt über 1 Mio m³ Holz) bearbeiten vermehrt ausländische Absatzmärkte (v. a. in Amerika und Asien), kleinere Betriebe bedienen lokale Märkte und Spezialwünsche.
Branchenexterner Wettbewerb
Der Vorteil von Holz gegenüber anderen Baustoffen liegt im hohen Vorfertigungsgrad und einer kurzen Bauzeit. Außerdem sind Holzteile im Vergleich zu anderen Materialien leichter und spielen als klimaneutrale Alternative eine wichtige Rolle im Bauwesen.
Die wichtigsten Konkurrenzbranchen sind:
- Stahl-/Metallerzeugung
- Betonerzeugung
- Kunststoffindustrie
Erfolgsfaktoren
- Kostenreduktion durch Verkürzung der Lagerdauer und Verbesserung der Logistik
- Marktchancen durch eigene Standorte in Osteuropa
- Kooperation
- Zusammenarbeit mit Zimmereien, Bau- und Architekturunternehmen
- Kooperationen zur Optimierung von Vertrieb, Logistik und Restholzverarbeitung
- Gemeinsame Abwicklung größerer Projekte von mehreren Holzbaufirmen
Vorleistungen und Arbeitsmarkt
Zulieferunternehmen
- Zu den Lieferanten zählen neben kleinen Forstwirtbetrieben (Bauern und Bäuerinnen), große Forstbetriebe (u. a. die Bundesforste mit einer bewirtschafteten Fläche von rd. 850.000 ha) und Waldwirtschaftsgenossenschaften (WWG). Genossenschaften (Zusammenschluss von jeweils rd. 50 Forstwirtschaften) reduzieren Kosten durch gemeinschaftlichen Maschineneinsatz und erhöhen den Waldertrag durch bessere Verkaufspreise.
Rohstoffversorgung
- Am Beginn der Wertschöpfungskette steht die Waldbewirtschaftung:
- In Österreich besteht derzeit rd. 48 % der Fläche aus Wald, das sind 4 Mio ha von 8,4 Mio ha Gesamtfläche. Rd. 80 % der Waldfläche wird von privaten Eigentümer*innen gepflegt - fast 50 % der Gesamtfläche wird von "kleinen" Eigentümer*innen betreut, die jeweils durchschnittlich 5 ha besitzen.
- Die Waldfläche wächst jährlich um rd. 3.400 ha: Von den rd. 30 Mio m³ Holzzuwachs pro Jahr werden nur rd. 26 Mio genutzt, der Rest verbleibt im Wald. (Bauzulieferer, Februar 2022)
- Die neue EU-Waldstrategie bis 2030 sieht eine Außernutzungsstellung von Teilen der Waldfläche vor, konkret ist eine Reduktion der Holzeinschlagmenge um 10 % geplant.
- Die Sägeindustrie ist der mengenmäßig größte Abnehmer von Rundholz: In einem Sägewerk entfallen typischerweise mehr als 50 % der Produktionskosten auf Materialkosten für den Rohstoff Rundholz.
- Die Standorte der österreichischen Sägeindustrie sind laut dem Bericht der Landwirtschaftskammer vom April 2022 durchschnittlich mit Nadelsägerundholz bevorratet. Lieferverzögerungen gibt es höchstens aufgrund von Tauwettersperren oder Verfügbarkeit von LKW-Fahrern.
- 2022 soll um 1,5 % mehr Rohholz geerntet werden. (UniCredit Research, Februar 2022)
- Im Schnitt werden rund 50 % des Holzbedarfs importiert, um die heimische Rohstoffversorgung sicherzustellen (fakten.holzindustrie.at, 2022)
- Die Holzverfügbarkeit und -qualität unterliegt in Österreich starken Schwankungen und kann auch regional recht unterschiedlich ausfallen:
- Der Umgang mit Schwankungen in der Rohstoffversorgung erfordert Flexibilität und eine gute Zusammenarbeit mit Holzlieferanten aus dem Inland und benachbartem Ausland.
- Durchgängige elektronische Dokumentation des Holzflusses und Optimierung der Logistik, um auf Angebotsschwankungen besser reagieren zu können.
- Mit 59 % der gesamten Erntemenge bzw. rund 1,1 Mio fm bleibt das Schadholz 2021 auf dem hohen Niveau der Vorjahre (2020: rd. 1,4 Mio fm; 2019: rd. 1,1 Mio fm). Rund die Hälfte des Schadholzes 2021 war Käferholz, der Rest stammte von Schäden durch Stürme und Schneebruch. (www.bundesforste.at, 2022)
Zertifizierungen/Gütesiegel
- Das einzige weltweit anerkannte Umweltgütesiegel für Holz ist das FSC (Forest Stewardship Council), durch das ursprünglich der Raubbau an den Tropenwäldern verhindert und nachhaltige Waldbewirtschaftung sichergestellt werden sollte.
- Ein europäisches Gütesiegel ist PEFC (Pan European Forest Certification), das eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder offiziell bestätigt. In Österreich sind drei Viertel der insgesamt 4 Mio ha Waldfläche PEFC-zertifiziert. Obwohl die Preise für Holz mit dem Gütesiegel nur geringfügig höher sind, werden im Endverkauf deutlich höhere Spannen erzielt als mit nicht zertifiziertem Holz.
- Holzprodukte aus Russland und Belarus wurden 2022 von der Zertifizierung ausgeschlossen.