Trends zeigten im letzten Quartal 2021 in positive Richtung

• Steigende Exportquote im Maschinenbau.
• Erhöhte Nachfrage bei Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
• Verbesserte Auftragslage in Europa und Österreich.

Größte Herausforderung sind derzeit die steigenden Vormaterialpreise

• Die Verfügbarkeit von Vormaterialen sowie die Energiepreise sind ebenso eine Belastung.
• Der Krieg in der Ukraine ist für 20 % eine Herausforderung.

Lieferanten

• Importverbot von Rohformstücken, Rohverschlussstücke sowie Rohverbindungsstücke aus bestimmten asiatischen Ländern.
• Ein Vorschlag der Europäischen Chemikalien Agentur Blei als zulassungspflichtigen Stoff anzusehen, würde eine Verwendung ohne Auflagen erschweren.

Branchendefinition: Diese Branche umfasst die ÖNACE 2008 – Gruppe 28.4 Herstellung von Maschinen zur Metallbearbeitung und von Werkzeugmaschinen, d.h. von Maschinen zur Bearbeitung von Metallen und anderen Stoffen (z.B. Holz, Hartkautschuk, harten Kunststoffen, kaltem Glas).

Betriebstypen: Industriebetriebe im Bereich Werkzeugbau sowie Klein-, Mittel- und Großbetriebe des Werkzeugbaus.

Im Jahr 2020 boten die 160 Unternehmen der Werkzeugmaschinenherstellung fast 8.000 Personen einen Arbeitsplatz, wovon rund 7.900 unselbstständig beschäftigt waren. Die durchschnittliche Unternehmensgröße lag damit bei etwa 50 Mitarbeiter*innen je Unternehmen. Die Betriebe erwirtschafteten insgesamt Umsatzerlöse in der Höhe von rd. € 1,86 Mrd.
 

Allgemein

• In den 15 Ländern der CECIMO (12 EU-Länder, Schweiz, Türkei und GB) sank die Produktion im Jahr 2020 um 26 % auf € 19,8 Mrd. Das ist der niedrigste Wert seit 2010, dem Tiefpunkt während der Finanzkrise (CECIMO, April 2021).
• Aufgrund europaweit steigender inländischer sowie ausländischer Aufträge, ist in Europa die gesamte Auftragslage im letzten Quartal 2021 um 17 % gestiegen. In Österreich hat sich dieser Trend von Q3 zu Q4 2021 in einer Erhöhung von 10 % sowie einer 28 %-igen Steigerung von Q4 2020 zu Q4 2021 widergespiegelt (CECIMO, Mai 2022).
• Der Exportwert hat sich bei der Herstellung von Werkezugmaschinen für die Metallbearbeitung im Jahr 2021 um 6,8 % im Vergleich zu 2020 erhöht (FMTI, Mai 2022).
  • Die Exportquote im Maschinenbau hat sich im Jänner 2022 im Vergleich zu Dezember 2021 um 1,8 % erhöht und lag bei 81,6 % (FMTI, Mai 2022; eigene Berechnungen).
• Bei den Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung stieg die Nachfrage im letzten Quartal 2021 um 43,7 % im Vergleich zum Vorjahresquartal (FMTI, Mai 2022).
• Österreich erzeugte 2020 4,5 % der gesamten Produktion der CECIMO-Länder (CECIMO, November 2021; FMTI, 2021). 2021 erzeugte Österreich 5,1 % und verbrauchte 5,8 % des gesamten Verbrauchs. Österreich liegt damit auf Rang 4 und 5 (CECIMO, Mai 2022).
• Gemäß einer Umfrage (n=187; Mehrfachnennungen möglich) des Fachverbands für Metalltechnische Industrie (FMTI) sehen 95,7 % steigende Vormaterialpreise als derzeit größte Herausforderung. Die Verfügbarkeit und Lieferzeiten von Vormaterialen sind an zweiter Stelle (87,1 %), die Energiepreise an dritter Stelle (81,7 %). Der Fachkräftemangel als Herausforderung (55,9 %) sank gegenüber November 2021 (65,6 %). Exportrestriktionen aufgrund des Krieges in der Ukraine stellen für 23,1 % der befragten ein Problem dar (FMTI, Mai 2022).
• Nachhaltigkeit:
  • Mit dem zunehmenden Übergang zur Elektromobilität wird geschätzt, dass die Investitionen in Werkzeugmaschinen für die Produktion von Motoren und Getriebe bis 2030 von heute € 5,6 Mrd auf € 4,2 Mrd sinken könnten. Besonders stark werden Maschinen für die Herstellung von Verbrennungsmotoren betroffen sein (- 65 %). Gleichzeitig bietet der Investitionsanstieg in Maschinen für die E-Auto-Herstellung eine Chance, hier wird ein jährlicher Zuwachs von über 10 % erwartet (factorynet.at, April 2021).
  • Stahl gilt als nachhaltiges Produkt, das im Sinne der 4R der Kreislaufwirtschaft (Reduce, Reuse, Remanufacture, Recycle) in jeder Ebene die Nachhaltigkeitskriterien erfüllt. Es lässt sich insbesondere ohne Qualitätsverlust wiederverwenden.
  • Dem gegenüber steht jedoch ein aufwändiges Erzeugungsverfahren mit hohen CO2-Emmissionen.

Strategien im Wettbewerb

• Künstliche Intelligenz (KI) ist in vielen Fällen bereits in der betrieblichen Realität angekommen und bietet breite Anwendungsfelder in den Produktionsprozessen, sowohl qualitativ als auch quantitativ (Maschinenmarkt, 4/2021)
  • KI ermöglicht eine bessere Produktqualität und damit weniger Ausfälle.
  • Ebenso kann durch eine bessere Auslastung der Maschinen eine höhere Produktquantität erreicht werden.
• Als Teilbereich von KI gewinnt Machine Learning (ML) ebenso deutlich an Bedeutung (Maschinenmarkt 4/2021)
  • Die steigende Komplexität und Vernetzung der Maschinen bringt immer mehr Daten mit sich, die die Grundlage für ML-Technologien darstellen. Beispielsweise können Modelle mit Livedaten verglichen und Abweichungen identifiziert werden.
  • Cloud-basierte Lösungen aggregieren Daten zu einer breiten Datenbasis und ermöglichen laufende Prozessoptimierungen.
• Der digitale Zwilling, eine virtuelle Eins-zu-Eins-Abbildung einer Maschine erlaubt den Konstruktionsprozess zu beschleunigen, Wartungszeiten zu verkürzen und Produktverbesserungen deutlich zu erleichtern. Der digitale Zwilling kann über den gesamten Produktlebenszyklus eingesetzt werden und wird als wichtiger Aspekt der Industrie 4.0 gesehen (factorynet.at, April 2021).
• Die Smart Factory beschreibt eine Produktionsumgebung, in welcher sich Fertigungsanlagen ohne menschliche Eingriffe weitgehend selbst organisieren. Ermöglicht wird dies aufgrund der intelligenten Vernetzung von Maschinen und Produkten. Die Smart-Factory stellt einen zentralen Aspekt der Industrie 4.0 dar.
  • Als „Testumgebung“ für digitale und zirkuläre Prozesse wurde eine Smart Factory an der TU Graz im April 2021 eröffnet (factorynet.at; April 2021).
• Equipment as a Service (EaaS) als wichtiger werdendes Geschäftsmodell (factorynet.at, Februar 2021).
  • Anstatt eine Maschine zu kaufen, wird diese gegen eine Gebühr angemietet, was für Kunden Vorteile bei der Risikobilanzierung bringt. Die Gebühr wird dabei, gemäß dem Pay-per-Part-Prinzip, abhängig von der Maschinennutzung fällig.
  • EaaS-Anbieter bleiben dabei für Wartung, Service, Reparaturen und Ersatzteile zuständig.

Lieferanten

• Die EU hat auf Importe wie Rohformstücke, Rohverschlussstücke, Rohverbindungsstücke aus Eisen oder Stahl mit Ursprung in China, Taiwan, Indonesien, Sri Lanka und Philippinen einen Anti-Dumpingzoll in Höhe von 58,6 % verhängt.
• Die Europäische Chemikalien Agentur hat der EU-Kommission eine Aufnahme von Blei in die Liste für zulassungspflichtige Stoffe vorgeschlagen. Eine Verwendung ohne Auflagen wäre dann nicht mehr möglich.
• Die Entwicklung von Produkten sowie kundenspezifischer Lösungen erfordert eine immer engere Zusammenarbeit und Interdisziplinarität entlang der Wertschöpfungskette, die durch Standardisierungen von Produkten, Arbeitsweisen und technischen Schnittstellen begünstigt werden.

Gas/Öl

• Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf das heimische Gas und Öl
  • Die Preise für Rohstoffe stiegen schon auf Grund der Corona-Pandemie. Der Krieg in der Ukraine hat weitere Steigerungen zur Folge. So kostet eine Megawattstunde Gas das sechsfache des Preises im Jänner 2021 (WKO, 2022). Der Österreichische Gaspreisindex (ÖGPI) gibt eine Steigerung im Vergleich zu April 2021 von 465,7 % an (Austrian Energy Agency, 2022).
  • Auch der Druck auf Lieferketten wurde durch den Krieg weiter erhöht.
  • Die Debatte für die im Juli 2022 in Kraft tretende CO2-Bepreisung erhielt neuen Diskussionsstoff, die wahrscheinlich in eine Verschiebung münden wird.
  • Auf EU-Ebene wurde ein Teil-Embargo von russischem Öl beschlossen sowie eine gemeinsame Plattform zur Beschaffung von Erdgas, LNG und Wasserstoff eingerichtet.
  • Im Rahmen der Sanktionen der EU gilt seit 2. März 2022 ein Einfuhrverbot von Stahlerzeugnissen aus Belarus. Seit 15. März 2022 gilt ein Importverbot für bestimmte Stahlerzeugnisse aus Russland. Infolge dessen sind nur noch die Erfüllung von Altverträgen bis 4. bzw. 15. Juni 2022 möglich.

Personal

• Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den insgesamt Beschäftigten (inkl. Selbstständigen) lag im Jahr 2019 bei 8,4 % und war somit niedriger als in der marktorientierten Wirtschaft (26,3 %). Im Vergleich zu 2008 hat sich die Teilzeitquote damit um - 3,2 %-Punkte verringert (Statistik Austria).
• Die Beschäftigung ist im letzten Quartal 2021 gegenüber dem Vorquartal um 2,7 % gestiegen. Im gesamten Jahr 2021 im Vergleich zum Jahr 2020 um 0,2 % (FMTI, Mai 2022).
• Smart Glasses (tragbare Computer, die Informationen zum Sichtfeld des Benutzers hinzufügen) zur Unterstützung von Personal gewinnen an Bedeutung. Mit ihnen besteht u.a. die Möglichkeit, Mitarbeiter*innen aus der Ferne mittels Bildübertragung zu unterstützen.
• Additive Fertigung, bei der ein Bauteil anhand einer 3D-CAD-Datei durch Hinzufügen von Material schichtweise (additiv) erzeugt wird, ist Teil der Mechatronik-Lehre: auf Initiative steirischer Unternehmer gemeinsam mit der WKO Steiermark wurde die Basis für das neue Modul gelegt, in welchem auch Nachbearbeitung und Kostenanalyse enthalten sind (www.factorynet.at, Mai 2020).
• Im Kontext von Industrie 4.0 und dem deutlichen Aufschwung der Automatisierung & Digitalisierung startete im Herbst 2021 an der FH Campus 02 der neue Studiengang „Smart Automation“. Zudem bietet die TU Graz den Universitätslehrgang „Leadership in Digital Transformation“ an, wobei die kürzlich eröffnete Smart Factory als Kooperationspartner agiert (factorynet.at, März/April 2021).

• Predictive Maintenance: Algorithmen, intelligente Software und eine IIoT-Umgebung (Industrial Internet of Things) erlauben es den vernetzen Antrieben ihre eigenen Zustandsdaten zu sammeln (Condition Monitoring) und diese vorzuverarbeiten. So kann der perfekte Zeitpunkt eines Wechsels oder einer Wartung vorhergesagt sowie die Gesamteffizienz erhöht werden.
• Die TU Wien und Drei Österreich entwickelten gemeinsam einen vollautomatisierten, elektrisch angetriebenen Schraubstock. Der mit 5G vernetzbare Schraubstock mit integrierter Spannkraftregelung, ermittelt während des Produktionsprozesses automatisch Parameter wie die Spannkraft, das Schwingungsverhalten, die Temperatur oder Verformungen. Dies hat zur Folge, dass weniger Ausschuss produziert wird, weniger Stillstandzeit entsteht und das Produkt eine höhere Qualität aufweist.
• Adaptive Maschinen sollen bei Problemstellungen wie z.B. der zunehmenden Variantenvielfalt der Produkte, der stark variierenden Losgrößen, den schwankenden Nachfragen und den immer kürzeren Lebenszyklen der Produkte Abhilfe schaffen. Die adaptive Maschine muss deswegen in der Lage sein, kleine Losgrößen wirtschaftlich sinnvoll zu produzieren, das Format ohne Stillstandzeit zu wechseln und Produkte zu fertigen, die noch nicht bekannt sind.