Branchendefinition: Diese Branche umfasst die ÖNACE 2008 – Unterklasse 96.01 Wäscherei und chemische Reinigung.
- Waschen jeder Art von Bekleidung (einschließlich Pelze) und anderen Textilien durch maschinelle Einrichtungen, von Hand oder im Wege der Selbstbedienung durch münzbetriebene Waschautomaten
- Sammeln und Ausliefern von Wäschestücken
- Bügeln jeder Art von Bekleidung
- Vermietung von Wäsche, Arbeits- und Berufskleidung u.Ä. durch Wäschereien
- Windelwaschdienste
- Chemisches Reinigen
- Shampoonieren von Teppichen und Läufern, Reinigung von Vorhängen und Gardinen
Betriebstypen:
- Textilreinigung (Chemischreinigung, Wäscher*innen und Wäschebügler*innen): der Tätigkeitsbereich umfasst das Trocken- und Nassreinigen, Waschen, Detachieren, Imprägnieren, Ausrüsten, Stärken, Bügeln, Pressen, Spannen, Falten, Mangeln und Bleichen aller Arten von Kleidung und Textilien. Bei der Trockenreinigung - auch chemische Reinigung genannt - werden ebenso wie bei der Nassreinigung ausschließlich organische Reinigungsmittel verwendet.
- Wäschereien übernehmen neben dem Waschen von Bett- und Tischwäsche sowie Hemden (ebenso wie Textilreinigungen) zumeist die Hygienewäsche und die Sterilisierung von Wäsche für den OP-Bereich. Wäschereien unterscheiden sich von Textilreinigungen vorwiegend durch die maschinelle und anlagenintensive Ausstattung ihrer Betriebe. Die Wasch- und Finishprozesse in Großwäschereien laufen automatisiert ab, während sich die Textilreinigungen eher auf individuelle Aufträge konzentrieren. Bei den von Wäschereien bearbeiteten Wäschesorten handelt es sich großteils um Mietwäsche.
- Färber*in: der Tätigkeitsbereich umfasst das Vorbehandeln (z. B. Waschen, Einschlichten, Bleichen, Abkochen), Färben und Nachbehandeln (z. B. Appretieren, Weichmachen, Ausrüsten).
Im Jahr 2021 waren rd. 5.550 Personen in österreichischen Textilreinigungen unselbstständig beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Beschäftigtenzahl damit um 5,2 % gesunken.
Betriebswirtschaftliche Situation der KMU
Betriebswirtschaftliche Situation der Großunternehmen
Betriebswirtschaftliche Situation der KMU
Betriebswirtschaftliche Situation der Großunternehmen
Trends
- Ein wichtiges Geschäftsfeld ist Textilleasing (Miet- und Leasingwäsche), v. a. in den Kundengruppen Gesundheitswesen, Industrie und Handel sowie Hotellerie und Gastronomie. Die getragene Kleidung verbleibt dabei im Besitz der Reinigung bzw. Wäscherei, die dann nicht nur für die Pflege, sondern auch für die Reparatur oder einen Ersatz sorgt.
- Maßgeschneiderte Angebote werden immer stärker nachgefragt, wie z. B. eine kundenspezifische Bearbeitung der Waschladungen, individuelle Preisgestaltungen und unterschiedliche Bügelservices.
- Trend zu mobilen Wäschereiservices inklusive Abholung, Reinigung und Lieferung zum Wunschtermin durch einfache Online-Buchung.
- Generell werden die zu bearbeitenden Losgrößen immer kleiner, was zu Herausforderungen im Kontext von Effizienz und Wirtschaftlichkeit führt. Kleinere und flexiblere Waschanlagen sind in der Hinsicht den Anlagen für große Mengen homogener Textilien noch unterlegen.
- Die steigende Nachfrage nach Wäschereimaschinen mit Robotik und KI unterstricht den Trend zur Automatisierung
- Textilreinigung gilt als energieintensiv: Betriebe mit großem Privatkundenanteil und Wäschereien für Gastronomie und Hotellerie sind besonders stark von den Preissteigerungen betroffen
- Unter Druck geraten die Betriebe auch, weil Preissteigerungen aufgrund bestehender Verträge kaum an Endverbraucher*innen weitergegeben werden können.
Nachhaltigkeit / Kreislaufwirtschaft:
- Die mit 26. Mai 2021 in Kraft getretene Medizinprodukteverordnung könnte neue Dynamik in den Markt für OP-Textilien bringen. Hier konkurrieren zwei Produktkategorien, Einweg- und Mehrwegwäsche, wobei Einwegwäsche 90 % des Marktes einnimmt. Die 10 % Mehrwegwäsche werden z.T. von Textilreinigungen übernommen. Grund für die Dominanz der Einwegwäsche war eine ungleiche Bewertung hygienischer und qualitativer Standards der beiden Kategorien, die durch die neue Verordnung aufgehoben wurde. Angesichts des allgemeinen Trends zu umweltschonenden Mehrwegprodukten, besteht für die Textilreinigungsbranche die Chance, ihre Marktanteile für OP-Textilien auszubauen. (R+W Textilservice, 2021)
- Bestrebungen zur Abfallvermeidung und kreislauffähige Textilien können auch Nachfrage nach Vermietung von Handtuchrollen, Servietten und Tischtüchern, Putztüchern und Medizintextilien mittelfristig erhöhen.
- Der Anteil an synthetischen Fasern nimmt stetig zu, daran sind besonders die Segmente Outdoor und Sport beteiligt. Gerade bei Waschvorgängen geben Polyester, Acryl und Co. Mikroplastik an die Umwelt ab, weltweit mehrere Hunderttausend Tonnen pro Jahr.
- Fortschritt in der Chemiefaserforschung: Entwicklung einer neuartigen Analysemethode zur Bestimmung von Menge und Art der abgeriebenen Textilfasern in Abwässern gewerblicher Wäschereien. Dadurch kann präzise gemessen werden, welche Art von Textilien wie viel Mikroplastik an die Umwelt abgibt.
- Große Wäschereibetriebe mit moderner interner und externer Logistik können Transportkosten deutlich senken und bei gleichbleibender Betriebskapazität eine bis zu 20 % höhere Auslastung erreichen. Große Effekte sind mit der effizienten Nutzung von Transportbehältern und –Containern mithilfe digitalem Tracing und Tracking zu erzielen. (R+W Textilservice, 2021)
- Der „Coburger Handtuch- und Matten-Service“ hat seit 1990 seinen ökologischen Fußabdruck um 79 % verringert und zeigt, dass Wandel in der Branche möglich ist. Statt den branchenüblichen 8-12 l Wasser pro Tonne Wäsche verbraucht CHMS nur noch 2,2 l.
- Als größte Treiber für den Wandel seien fachkundige und finanzielle Beratung auszubauen. Ohne die passenden Förderprogramme seien die zahlreichen Projekte von CHMS finanziell nicht zu stemmen gewesen
Covid-19-Krise
- Pandemie hat drastische Auswirkungen auf die kleinen und mittleren Wäschereien und Textilreinigungen: Einerseits ist die Nachfrage von Privatkundschaft (Hemden, Anzüge, Festtagskleidung) aufgrund reduzierter Anlässe und verstärktem Home-Office stark zurückgegangen. Andererseits verzeichnen viele Betriebe, deren Umsätze vorwiegend in der Hotellerie und Gastronomie erzielt werden, hohe Umsatzausfälle, weil ein großer Teil der Kundschaft den Geschäftsbetrieb vorübergehend einstellen mussten.
- Es ist davon auszugehen, dass der Trend zum Home-Office sich zum Teil auch nach der Corona-Krise fortsetzen wird. Arbeitskleidung, darunter Hemden, die bisher einen großen Anteil der Textilien ausmachten, werden damit voraussichtlich auch zukünftig seltener gebraucht. Insgesamt ist eine Veränderung der Unternehmensstrukturen in der Branche zu erwarten.
- Durch die Öffnung von Gastronomie und Hotellerie und dem verstärkten Inlandstourismus über die Sommermonate 2020 und 2021 konnten sich viele Textilreinigungen von den Lockdowns teilweise erholen.
- Weltweit wachsende Hygienestandards aufgrund der Corona-Pandemie bieten jedoch auch viele neue Chancen für Wäschereien und textile Reinigungsbetriebe.
- Die auf die Pandemie folgenden Umsatzeinbußen leiteten Diversifikationsprozesse ein: die Aufnahme neuer Warengruppen, wie z. B. die Reinigung von Sneakers, konnte für einige Betriebe die negativen Folgen der Krise abschwächen.
Wichtige Kundengruppen
- Privatkundschaft: Während für ältere Menschen der persönliche Kontakt zur "Stamm-Textilreinigung" wichtig ist, nehmen jüngere, berufstätige Menschen gerne Selbstbedienungssysteme in Anspruch. Für beide Gruppen ist das Angebot von Zustell- und Abholservices zunehmend wichtig.
- Zur Geschäftskundschaft zählen u. a. das Gesundheitswesen (z. B. Stations- / OP-Wäsche, Arbeitsbekleidung von Spitälern, Pflegeheimen, etc.), Hotellerie und Gastronomiebetriebe (Bett- und Tischwäsche), Industriebetriebe (etwa die Automobilindustrie) und sonstige Unternehmen, so zum Beispiel Gebäudereinigungen (Reinigen der Wischbezüge) oder die Lebensmittelbranche.
Mitbewerb
Die Textil-Dienstleistungsbranche ist von großer Heterogenität geprägt: Von der kleinen Reinigung als Zweipersonenbetrieb bis hin zur industriellen Großwäscherei mit vielen Angestellten sind eine Vielzahl unterschiedlichster Betriebsformen und -größen auf dem Markt vertreten.
Brancheninterner Wettbewerb
- Konsolidierung und Verdichtung des Marktes: Es kommt zu einer Verdrängung kleinerer Unternehmen, einige große Unternehmen dominieren den Markt. Vorteile großer Unternehmen sind die meist stärkere Automatisierung, während für kleine Betriebe die Anschaffungskosten für eine moderne technische Ausstattung oft zu hoch sind. Für größere Betriebe sind zudem eher Investitionen möglich, die Energieverbrauch/-kosten reduzieren. Außerdem haben sie eher Kapazitäten, um auf Ausschreibungen von Großkundschaft zu reagieren
- Die aktuelle Entwicklung geht hin zu einer Spezialisierung der Textilreiniger. Durch die wachsende Vielfalt der Sortimente beginnen die Unternehmen, sich auf gewisse Produkte oder Kundschaft zu fokussieren wie z.B. anspruchsvolle Materialien, Heimtextilien.
- Der Mietservice-Bereich ist durch einen wachsenden Markt, aber auch steigenden Wettbewerbsdruck gekennzeichnet. Die fünf größten Anbieter für Mietwäsche in Österreich beherrschen den Großteil des Marktes.
Branchenfremder Wettbewerb
- Selbstständige, die mit Wäschebügeln im Nebenerwerb potenzielle Kundschaft der Branche bedienen.
- Krankenhäuser und Hotels wählen für ihr Wäscheservice häufig Inhouse-Lösungen anstatt eines externen Dienstleistungsbetriebs.
- Drogeriemärkte bieten Wäschereinigung an. Im Gegensatz zu Textilreinigungen genießen diese eine hohe Kundenfrequenz und es bietet sich die Möglichkeit der bequemen Abgabe/-holung der Kleidung im Rahmen der Einkäufe an.
Erfolgsfaktoren
- Es herrscht ein zunehmender Preis- und Kostendruck in der Branche. Deshalb sind effiziente Prozesse und ein frühzeitiges Erkennen der Kundenbedürfnisse wichtig.
- Automatisierung und deutliche Strukturierung von Wäschereiabläufen sind wichtige Maßnahmen für erhöhte Effizienz
- Energiesparmaßnahmen (wie z. B. Waschtechnologie zur Wärmerückgewinnung), da Energiekosten eine große Herausforderung darstellen.
- Die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards und die Kommunikation eines umweltfreundlichen Reinigungsablaufs können einen Wettbewerbsvorteil bedeuten.
- Einrichtung von externen Annahmestellen (z. B. in Kooperation mit Geschäften)
- Kooperationen in unterschiedlichen Konstellationen, z.B. innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette, also zwischen Wäschereien, Maschinen-, Chemie- und Textillieferanten, die eine gemeinsame Erarbeitung effizienter Arbeitsprozesse ermöglichen. Durch Unternehmenskooperationen von Textilreinigungen kann auf Wünsche von Großkundschaft besser reagiert werden. Kooperationen zwischen Textilreinigungen und Großwäschereien sowie im Bereich des Wäscheleasings bieten die Option, das Einzugsgebiet zu vergrößern oder das Leistungsangebot zu erweitern.