Branchendefinition: Diese Unterklasse 46.73 der ÖNACE 2008 umfasst den Großhandel mit Holz, Baustoffen, Anstrichmitteln und Sanitärkeramik, Flachglas, Tapeten und Bodenbelägen.
Betriebstypen: Fachhandel, spezialisiert auf Sortimentsbereiche (z.B. Bedachungsfachhandel oder Innenmaterial) sowie Allgemeiner Handel, breites Sortiment, "Allroundanbieter"
Im Jahr 2020 boten die 1.280 Unternehmen des Großhandels mit Holz, Baustoffen, Anstrichmitteln und Sanitärkeramik mehr als 16.900 Personen einen Arbeitsplatz, wovon rund 15.800 unselbstständig beschäftigt waren. Die durchschnittliche Unternehmensgröße lag damit bei etwa 13 Mitarbeiter*innen je Unternehmen. Die Betriebe erwirtschafteten insgesamt Umsatzerlöse in der Höhe von rd. € 9,51 Mrd.
Betriebswirtschaftliche Situation der Großunternehmen
Betriebswirtschaftliche Situation der Großunternehmen
- Umsatzsteigerungen im Baustoffgroßhandel 2021
- Der Großhandel konnte 2021 trotz Corona-Pandemie sein B2B-Geschäft aufrechterhalten, lediglich das Privatkundengeschäft war zeitweise (aufgrund der Lockdowns) eingeschränkt.
- Der Online-Handel mit Click & Collect Angeboten und Lieferservices hat sowohl für gewerbliche als auch für private Kunden an Bedeutung gewonnen.
- Ab dem 2. Quartal sind 2021 deutliche Umsatzsteigerungen im Baustoffgroßhandel zu beobachten.
- Positive Entwicklung der Bauwirtschaft
- Der pandemiebedingte Einbruch im Bauwesen konnte bereits 2021 fast vollständig kompensiert werden. (WIFO Prognose 03/2022)
- Insgesamt wird prognostiziert, dass die Wertschöpfung in der Bauwirtschaft 2022 um 2 % steigt und 2023 weiterhin abgeschwächt wächst. (WIFO Prognose 03/2022)
- Zunehmende Schwierigkeiten durch Materialengpässe bei Baurohstoffen und erhebliche Preissteigerungen. Der Ukraine-Krieg und die Omikron-Welle in China führen zu weiteren Verschärfungen der Liefersituation.
- Auch der Mangel an Arbeitskräften wird zunehmend zu einem Problem.
- Die Sanierungsrate (unter Berücksichtigung ungeförderter sowie (kumulierter) Einzelbauteilsanierungen) liegt in Österreich 2021 bei 1,5 % (WKO, 2021)
- Bis 2025 soll diese auf 2,5 % gesteigert werden.
- Für die Förderungsaktion "Raus aus Öl und Gas" und die Sanierungsoffensive 2021/2022 stehen für Privatkunden und Betriebe insgesamt € 650 Mio zur Verfügung.
- Nachhaltiges, umweltbewusstes Bauen wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen.
- Entscheidende Faktoren dabei sind: hohe Lebensdauer des Bauwerks, Recycling der Baumaterialien, niedrige CO2-Gesamtbilanz, geringer Energiebedarf im Betrieb, Einbau von wiederverwendbaren Bauteilen, rasches und kostengünstiges Bauen sowie der Einsatz naturnaher regionaler Baustoffe.
- Seit 2021 ist die Niedrigstenergiebauweise für Neubauten und Sanierungen bereits Standard.
- Die EU-Taxonomie-Verordnung als ein Instrument zur Lenkung von Investitionen hin zu ökologisch nachhaltigen Tätigkeiten wird die Baubranche längerfristig beeinflussen, da die Finanzierungsfähigkeit von Immobilienprojekten verstärkt von deren Nachhaltigkeit abhängen wird.
- Aufbau des Innovations-Netzwerks „natuREbuilt“, um den Einsatz von ökologischen Bauweisen zu etablieren und die Kreislaufwirtschaft im Bau zu forcieren
- Die Bedeutung von gesundem Wohnen steigt. Einsatz von gesunden Materialien für Gebäudehülle und gesundheitsunterstützende Gestaltung der Innenräume.
Trends bei Baustoffen
- Betonbau
- gewinnt im mehrgeschoßigen Wohnbau weiterhin an Bedeutung
- Der Trend zur Fertigteilbauweise führt zu einer steigenden Nachfrage nach Betonfertigteilen.
- 2021 wuchs der Markt für Fertigbetonwände und -decken um +1,7% gegenüber dem Vorjahr auf 7,6 Mio m2. Zuwächse gibt es jedoch nur im Geschosswohnbau. (branchenradar.com 05/2021)
- Auch die Nachfrage für Transportbeton stieg 2021 um +3,1 % auf 10,65 Mio m3. Hier waren Zuwächse vor allem im Nicht-Wohnbau aufgrund von Nachhol-Effekten zu beobachten. (branchenradar.com 12/2021)
- Die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks von Beton und Zement steht immer stärker im Fokus. Neue Produktentwicklungen, wie zementfreier Beton, klimafitter Zement, und neue Zumahlstoffe spielen dabei eine zentrale Rolle.
- Recyclingbeton: Beton kann nach dem Abbruch und der Aufbereitung zu 100 % wiederverwendet werden. Recyclingbeton kann somit einen wichtigen Anteil am ressourcenschonenden Materialkreislauf in der Bauwirtschaft einnehmen.
- Trend zum Holzbau
- Der mit dem Holzbau zusammenhängende Umsatz stieg 2020 um +3,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Zuwächse waren im Wohnbau, bei öffentlichen Gebäuden und im Gewerbebau zu verzeichnen, während sich Auftragseingänge für touristische Projekte deutlich reduzierten. (branchenradar.com 05/2021)
- Zukunftspotential vor allem bei Mehrfamilienhäusern und öffentlichen Bauten
- Fertigbaumarkt
- Die Nachfrage nach freistehenden Ein- und Zweifamilien-Fertigteilhäusern erhöhte sich 2021 um +19,2 %. Damit stieg die Fertighausquote auf 20,4 %. Auch der Trend zu höheren Fertigungsstufen hält an. (branchenradar.com 03/2022)
- Im Zuge des 3D-Drucks wird der Einsatz von Fertigteilen aus Holz und Beton an Relevanz gewinnen.
- Dachmarkt
- Trend zu Flachdächern im modernen Wohnbau
- Die Nachfrage nach Dachmaterial für geneigte Dächer erhöhte sich 2021 um +10,9 % im Vergleich zum Vorjahr auf rd. 9,68 Mio m2. (branchenradar.com 03/2022)
- Wachstum durch Neubau und Sanierung, letzteres auch aufgrund der Zunahme von Extremwetter-Ereignissen
- Überdurchschnittlich starker Zuwachs bei Faserzement
- Dämmstoffe
- Die Nachfrage nach Dämmstoffen stieg 2021 um +3,6 % auf 5,73 Mio m3. (branchenradar.com 04/2022)
- Entwicklung innovativer Dämmmaterialien, z. B. durch die Kombination von mineralischen Rohstoffen und Hochleistungsadditiven
- Fassaden
- Die Nachfrage nach Fassadenputzen erhöhte sich 2021 um +4,9 % auf 77.300 Tonnen. Zuwächse waren nur bei pastösen Produkten zu beobachten. (branchenradar.com 04/2022)
- Verstärkter Einsatz von Holz und Glas als Fassadenelemente
- Zukunftsthemen: Fassadenbegrünung, intelligente Fassaden mit Zusatzfunktionen, wie Steuerung der Wärme- und Lichtdurchlässigkeit oder Energieerzeugung durch Photovoltaikelemente
- Fliesen und Bodenbeläge
- Die Nachfrage nach Boden- und Wandfliesen stieg 2021 um +2,4 % 14,0 Mio m². (branchenradar.com 04/2022)
- Auch die Nachfrage nach Parkett wuchs im Jahr 2021 um +7,4 % 6,35 Mio m2. (branchenradar.com 04/2022)
- Der Bedarf nach elastischen Bodenbelägen und Laminat erhöhte sich 2021 insgesamt um +1,5 % auf 11,38 Mio m2. Zuwächse sind jedoch nur bei elastischen Bodenbelägen zu beobachten, der Absatz von Laminat sinkt hingegen moderat. (branchenradar.com 04/2022)
- Sanitär
- Stellenwert des Badezimmers steigt - Bäder als Wellness-Oasen
- Steigende Nachfrage im Jahr 2021 nach Sanitärkeramik (+3,0 %), Sanitärarmaturen (+2,2 %), Duschtassen und Duschabläufen (+1,0 %)
- Stagnierende Nachfrage 2021 nach Badewannen (+0,2 %) (branchenradar.com 04/2022)
- Positiver Corona-Effekt für Whirlpools und Wellness-Duschen: Die Nachfrage wuchs 2020 um nahezu 30 %. (branchenradar.com 04/2021)
- Gestaltung des Freiraumes / Gartengestaltung
- Nach einer positiven Entwicklung 2020 sank die Nachfrage nach Terrassendielen im Jahr 2021 wieder um -3,5 % auf rund 977.000 m2. Dabei zeigen sich Rückgänge im Wohnbau und im Bestandsgeschäft, während im Neubau sowie im Nicht-Wohnbau eine positive Entwicklung zu beobachten war. (branchenradar.com 11/2021)
- Hochwertige Freiraumgestaltung, Technik im Garten weiterhin gefragt
Kundinnen und Kunden
- klassischer Baustoffhandel für Gewerbekunden wie zum Beispiel ÖBAU, Hagebau
- Anteil an Privatkunden steigt stetig
- Forcierung des Online-Handels im Baustoff-Großhandel
- Online-Shop vor allem zur Steigerung des Privatkundenanteils von Bedeutung, wird aber auch von Gewerbekunden verstärkt genutzt
- Multi-Channel Strategie (persönlich, telefonisch, online) zur Kundenbetreuung wichtig
- Zusätzliche Assets, wie ein digitales Gewerbekundenportal, von Vorteil
- Digitalisierung führt idealerweise zur Optimierung der Prozessabläufe zwischen Lieferanten, Großhandel und Gewerbekunden
Mitbewerb
Brancheninterne Konkurrenzsituation
- Konkurrenz innerhalb der Branche weiter steigend
- Anhaltender Preisdruck, vor allem durch günstigere Mitbewerber aus dem Ausland
- Durch zunehmende Bedeutung von E-Commerce steigt auch die Konkurrenz gegenüber ausländischen Anbietern
- Konkurrenz durch Baumärkte (Angebote für Gewerbekunden), sodass eine Differenzierung zwischen Groß- und Einzelhandel zunehmend schwieriger wird
Bekannte Baustoffgroßhändler sind: - ÖAG
- Holter
- IHT
- Koch
- Odörfer
- Rema
Branchenfremde Konkurrenz
- Gärtnereien und Gartencenter wie z. B. Bellaflora und Dehner
- Baustoff-Lieferanten: Vordringen von Herstellern in den Großhandel durch Direktbelieferung (Vertikalisierung)
- Durch die Umstellung auf BIM (Building Information Modeling) erzielen Baustoffhersteller eine größere Präsenz bei Planern und Architekten.
Erfolgsfaktoren im Wettbewerb
- Beratung zu Produkten und Innovationen am Markt
- verstärkter Einsatz von Fachberatern und Außendienstmitarbeitern auf Baustellen, um mit den Kunden Lösungen vor Ort zu finden
- Angebot von Serviceleistungen und Komplettservices
- Logistik und Fuhrpark
- schnelle, individuelle Lieferung zu den Baustellen gefragt
- moderne Logistik, lokale Lagerhaltung und regionale Auslieferung als Erfolgsfaktoren
- smarte Logistikkonzepte mit verschiedenen Zustellfunktionen und Serviceleistungen sowohl beim stationären Handel als auch beim Online-Handel gefragt