Starker Rückgang bei den Mitgliedschaften während der COVID-Pandemie
- Aufgrund der Lockdown-Maßnahmen kam es zu einem Rückgang der Betriebstage
- Vor allem ältere Besucher*innen bleiben weiterhin aus
- Größerer Wunsch nach Flexibilität, klassische Abo-Modelle weniger gefragt
- Gesundheitstrends vergrößern die potenzielle Zielgruppe für Fitnesszentren
Konkurrenzdruck sowohl branchenintern als auch durch Homefitness und andere Branchen
- Hotels bauen ihr Trainingsangebot aus, werden aber regelmäßige Fitnesszentrenbesucher*innen nicht abwerben
- Homefitness als Alternative während der COVID-Pandemie - steigende Preise könnten aber die Nachfrage dämpfen
- Digitale Fitnessangebote durch große Technologieunternehmen und Influencer
Laufende Weiterentwicklungen bei den Fitnessgeräten
- Geräte sollen möglichst gut Bewegungen in der natürlichen Umgebung simulieren
- Smarte Zusatzfunktionen die die Trainingsleistung messen
- Technologietransfer aus anderen Branchen, zum Beispiel Trainingsgeräte für Astronauten
Branchendefinition: Diese Branche umfasst die Unterklasse 93.13 der ÖNACE 2008 (Fitness- und Bodybuildingclubs und –einrichtungen).
Betriebstypen:
- Premiumanbieter, oberes Preissegment: großflächige Multifunktionsstudios mit All-In-Konzept. Das Angebot umfasst neben Fitnesstraining auch medizinische / therapeutische Beratung, Wellness-Angebote, Schwimmbecken, Handtuchservice, Kinderbetreuung usw.
- Mittleres Preissegment: Breites Angebot, Multifunktionsstudios, meist Wellnessbereich vorhanden
- Diskonter, unteres Preissegment: ab rd. € 20,- / Monat; Dusche und zusätzliche Leistungen sind meist nicht inkludiert.
Zu Jahresende 2021 gab es in Österreich rd. 1.300 aktive Mitglieder in der Berufsgruppe Fitnessbetriebe der Wirtschaftskammer Österreich, das sind um 19,5 % mehr als im Vergleich zum Vorjahr.
Im Jahr 2021 waren rd. 5.800 Personen in österreichischen Fitnesszentren unselbstständig beschäftigt, das sind um 1,4 % weniger als im Vergleich zum Vorjahr. 48,3 % aller unselbstständig Beschäftigten waren geringfügig beschäftigt (inkl. geringfügiger freier Dienstvertrag).
Betriebswirtschaftliche Situation der KMU
Betriebswirtschaftliche Situation der Großunternehmen
Betriebswirtschaftliche Situation der KMU
Betriebswirtschaftliche Situation der Großunternehmen
Trends
Entwicklungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie
- Seit April 2022 gibt es in Fitnesszentren keine Einschränkungen aufgrund der COVID-19 Pandemie mehr.
- Dem European Health & Fitness Market Report (EHFMR) zufolge verloren Fitnessbetreiber in Europa im Jahr 2021 je nach Land bis zu 40 % ihrer Betriebstage aufgrund von Lockdown-Maßnahmen. (www.fibo.com)
- Während der Pandemie kam es zu einem starken Rückgang an Mitgliedern auch in Österreich – vor allem ältere Besucher*innen blieben auch 2022 aus.
Allgemeine Trends
- Gesundheitstrends, die infolge der Pandemie noch verstärkt wurden, wie z.B. Biohacking oder das Training als Gesundheitsvorsorge, sind Fitnesszentren zuträglich.
- Beim Bio-Hacking geht es um die Optimierung des eigenen Lifestyles, um sein körperliches und geistiges Potenzial zu entfalten. Dies umfasst alle Bereiche des Lebens wie Bewegung, Ernährung und Schlaf.
- Digitale Accessoires und Apps machen sportliche Erfolge messbar und können in Social Media Netzwerken geteilt werden.
- Körperdatenmesssung hilft bei der Erstellung individueller Trainingspläne und hilft Trainingsfehlern vorzubeugen.
- Mittelfristig könnten Daten aus dem Fitnessstudio zur medizinischen Diagnostik beitragen.
- Neben zielgerichteten Training wird auch psychische Gesundheit eine zunehmend wichtigere Rolle spielen (Meditation, Achtsamkeit, Yoga, etc.).
- Körperliches Training und der Wunsch nach mentalem Training und Entspannung werden vermehrt vereint, die COVID-19 Pandemie hat diesen Trend noch verstärkt.
- Omnichannel-Fitness: Mitglieder*innen werden unterschiedliche Trainingsoptionen über unterschiedliche Formate (sowohl online als auch im Studio) geboten.
- Fitness-Apps boomen: Apps und Streamingdienste für unterschiedlichste Sportarten (Laufen, Radfahren, Yoga, Kraftübungen) werden verstärkt nachgefragt
- Gamification als Chance neue Trainingsformate, Apps und Tools auszuprobieren.
- Diversity als Thema in der Fitnessbranche: Vom Fitnessangebot sollen alle profitieren unabhängig von Geschlecht, nationalen, religiösen Hintergrund oder sexueller Orientierung.
- Auch Ernährung ist weiterhin ein wichtiges Thema in der Fitnessbranche. Speziell für Cannabidiol gibt es neue Anwendungsmöglichkeiten in der Sporternährung.
Kundenverhalten
- Größerer Wunsch nach Flexibilität, Abwechslung und weniger Bereitschaft sich langfristig über Abo-Modelle zu binden
- Am liebsten wird weiterhin in der Gruppe trainiert, das erhöht sowohl die Motivation als auch die Freude und Zufriedenheit. Digitale Alternativen sind weniger beliebt als das Live-Training im Studio - die Community-Erfahrung kann durch virtuelle Angebote nicht vollständig ersetzt werden. Wichtige Faktoren für das Gruppentraining:
- Trainer*in
- Qualität der Musik
- Art des Workouts
- Hybridmodelle werden voraussichtlich aber auch nach der Pandemie von Kundenseite hoch geschätzt bleiben, die Erwartungshaltung der Kundschaft hat sich durch die Krise geändert.
- Vor allem Stretching, Bodybalance-Übungen und Yoga lassen sich gut zuhause im Wohlfühlambiente absolvieren
- Schafft man es nicht ins Studio, kann eine Trainingseinheit auch zuhause erledigt werden, etwa über Live-Streams.
- Aufgrund der COVID-19 Pandemie ist die Nachfrage nach Fitnessgeräten für das Zuhause gestiegen – was zum einen anhaltenden Bedarf signalisiert, zum anderen den Fitnesszentren aber eventuell auch (dauerhaft) Kundschaft gekostet hat.
- Fitness im Freien erfreut sich wachsender Beliebtheit: Crossfit und Urban Running, Functional Training im Freien sind im Trend.
- Effizientes Training in kurzer Zeit (z.B. High Intensity Intervall Training) sowie hohe Varianz bzw. häufig wechselnde Übungen (Zirkeltraining) liegen im Trend
Mitbewerb
Brancheninterne Konkurrenzsituation
- Der harte Verdrängungswettbewerb hält an, große Ketten nehmen im Zuge der COVID-19 Pandemie Einzelunternehmen Marktanteile weg.
- Einer Studie von EuropeActive zufolge sind die Folgen der COVID-19 Pandemie in der Branche vor allem eine Branchen-Konsolidierung (in erster Linie auf internationaler Ebene), eine beschleunigte Digitalisierung und die Realisation von hybriden Angebotsformaten. (www.fibo.com)
- Die Ketten mit den meisten Standorten in Österreich sind Mrs. Sporty, Fitinn und Clever-Fit. Weitere wichtige Mitbewerber sind u.a. Injoy, Happy Fit, Fit Fabrik, McFit, My Gym, purfit, Kieser Training, John Harris oder Holmes Place.
Branchenfremde Konkurrenz
- Hotels bieten immer häufiger auch modern ausgestattete Fitnessräume und abwechslungsreiche Trainingsmöglichkeiten an.
- Fitnesstrainer*innen, die bei Kund*innen (privat oder auch in Unternehmen) bzw. in der freien Natur persönliche oder Gruppentrainingseinheiten anbieten
- Große Anbieter wie Apple, Amazon und Google drängen – über digitale Angebote bzw. Wearables – zunehmend in den Fitnessmarkt
- Homefitness-Markt und Fitnessgeräte für zuhause wurden während der COVID-19-Pandemie stark nachgefragt – für das laufende Jahr wird aber ein Umsatzrückgang erwartet.
- Die Preise für Fitnessgeräte sind während der Pandemie stark gestiegen
- Social-Influencer: Bieten Workouts auf Instagram, Youtube und ähnlichen Plattformen und haben Millionen von Followern. Neben dem eigentlichen Workout spielen hier Authentizität und persönliche Geschichten eine wichtige Rolle. Oft geht dies aber auch zulasten der Qualität (z.B. keine Korrektur bei falsch ausgeführten Übungen)
- Unternehmensfitness: Immer mehr große Unternehmen bieten ihren Mitarbeiter*innen unterschiedliche Fitnessprogramme oder Firmen-Wellness-Programme an (durch Kooperationen mit Fitnesszentren oder auch durch professionelle Trainer*innen im Unternehmen direkt)
Erfolgsfaktoren
- Boutique Fitness Clubs: Wichtig sind spezialisierte Betreuung in exklusivem Ambiente, sowie die Auseinandersetzung mit Technologiethemen, um wieder auf Wachstumskurs zu kommen.
- Spezialisiertes Marketing, um die Zielgruppe anzusprechen:
- Viele Fitnesszentren bieten auch Teilbereiche nur für Frauen an
- Jedes vierte Fitnessstudiomitglied ist Pensionist – grundsätzlich Wachstumspotenzial aufgrund der Bevölkerungsentwicklung, wenngleich derzeit hohe Zurückhaltung aufgrund der COVID-Pandemie
- Auch bestimmte Nischen sind erfolgsversprechend z.B. spezielle Angebote oder Studios für Übergewichtige
- Gute Strukturierung und ausreichende Varianz des Trainingsplans, hohe Qualität, exzellenter Kundenservice und ausgelastete Kurse sowie Vernetzung unter den Trainierenden erhöhen die Kundenbindung.
- Interaktion mit Kund*innen und auf die individuellen Bedürfnisse der Trainierenden einzugehen ist ein Schlüssel zum Erfolg. Hierbei sollte auch der Mehrwert von (digitalen) Kundendaten für das Training transparent vermittelt werden.
- Soziale Medien ermöglichen den direkten Austausch mit Kund*innen und können auch zur Neukundengewinnung genutzt werden
- Elemente der Emotionalisierung und Gamification können eingesetzt werden, um das Training zu einem Erlebnis zu machen. Virtual Reality oder Artificial Intelligence können für Anwendungen im Fitnessbereich eingesetzt werden, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
- Auch der Aufbau eines Gemeinschaftsgefühls, einer Community durch die Förderung des Austausches zwischen den Mitgliedern kann für Trainierende zusätzlich motivierend wirken
- Eine gute Zugänglichkeit ist wichtig, damit potenziell Interessierte sich nicht eingeschüchtert oder abgeschreckt fühlen
- Auf- und Ausbau des digitalen Angebots, z.B. durch Onlinekurse, Onlinevideos, etc.
Vorleistungen und Arbeitsmarkt
Wie andere Branchen auch ist die Fitnessbranche von unterbrochenen Lieferketten und vom Chipmangel betroffen.
Lieferanten
- Lieferanten sind z. B. Anbieter von
- Fitness- und Cardiogeräten (haben unter den Zulieferern die größte Bedeutung)
- Trainingszubehör und Equipment
- Nahrungsergänzungsmitteln und Getränken
- Audio- und TV/Video-Komponenten für Fitnessbetriebe
- Verwaltungssoftware für Fitnesszentren und Vereine sowie für Trainingsprogramme
- Zunehmend auch Soft- und Hardwareanbieter in Kombination mit Fitnessgeräten bzw. Fitness-Apps
- Die Austauschzyklen der Geräte werden auf Grund laufender technologischer Entwicklungen immer kürzer.
- Zu den größten Herstellern bzw. Anbietern gehören u. a. Technogym, Lifetime, Precor, Life Fitness sowie Johnson Health Tech.
Personal
- Das AMS prognostiziert für den Zeitraum bis 2023 unveränderte Beschäftigungsaussichten für Sporttrainer*innen. Für Fitnessbetreuer*innen wird bis 2023 von tendenziell sinkenden Beschäftigungschancen ausgegangen.
- In ländlichen Regionen eher schlechte Verfügbarkeit von Trainer*innen und Betreuer*innen
- Atypische Beschäftigungsverhältnisse sind weit verbreitet; hoher Anteil an geringfügig Beschäftigten (siehe Branchenstruktur).
- Kooperation mit medizinischen Fachkräften (Prävention, Gesundheitsförderung, Trainingsoptimierung)
- Ein gut durchdachtes Employer-Branding erhöht die Attraktivität als Arbeitgeber und hilft, passgenaue und qualifizierte Mitarbeiter*innen zu finden
Qualifikationstrends
- Gute Kommunikationsfähigkeit und fachliche Kompetenz im Umgang mit Kund*innen sind zentral
- Erfahrung im Umgang mit Livestreaming-, On-Demand-Plattformen und datengestützten Tools ist für Coaches von hoher Bedeutung.
- Der Einsatz von und damit auch der Umgang mit Smartphones und Apps zur Trainingsdokumentation und -auswertung wird wichtiger.
- Ganzheitliche Ansätze gewinnen an Bedeutung: Zusätzliches Know-how in Bezug auf Ernährung und Mentaltraining kann hier ein Vorteil sein
- Lernbereitschaft aufgrund laufend neuer Sporttrends und neuer Trainingsformen
- Das Angebot an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten wird laufend erweitert, wenngleich mit uneinheitlichen Qualitätsstandards. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Personaltrainer- sowie Gruppentrainer-Ausbildungen in Österreich (z. B. Vitalakademie, WIFI, PFA, IST-Studieninstitut, und andere mehr).
- Professionalisierung des Berufsbildes durch Etablierung akademischer Weiterbildungsangebote im Fitnessbereich z. B. MBA Sport & Eventmanagement (Donau-Universität Krems), Studiengang "Training und Sport" (FH Wiener Neustadt)