Branche Unternehmensberatung

Corona-Pandemie

• Insgesamt hat sich die Branche von den Auswirkungen der Coronapandemie erholt.
• Die einzelnen Marktteilnehmer sind allerdings unterschiedlich stark von den Auswirkungen der Covid-19-Krise betroffen.
• Einige Branchen wie die Luftfahrt und die Touristik werden als Kunden möglicherweise für einen längeren Zeitraum ausfallen.

Ukrainekrieg

• Auswirkungen derzeit noch nicht abschätzbar, das Ausmaß hängt von der Dauer des Krieges ab.
• Folgende Kundenbranchen sind zum Teil bereits sehr betroffen: Energieversorger, IT-Servicedienstleister, Holzproduzenten, Landwirtschaft, Fahrzeugbau.
• Weltweite Lieferketten sind behindert oder verändert: Beratungen beim Management/Umbau der Lieferketten werden wieder stärker nachgefragt.

Änderung der Beratungsschwerpunkte

• Digitalisierung: ist bei den Kunden wieder zum Investitionsschwerpunkt geworden und hat die Effizienzsteigerung- und Kostensenkung als das in der Pandemie führende Thema auf Platz zwei verdrängt.
• Nach der Corona-Krise bleibt auch aufgrund des Ukrainekrieges das Thema Change-Management für die Kunden aktuell.

Digitalisierung

• Big Date/Business Analytics bilden einen der Investitionsschwerpunkte der Beratungskunden.
• Bei den Beratungen im IT Bereich werden noch große Potentiale für Wert-und Performancesteigerung vermutet.

Branchendefinition: Diese Branche umfasst die Unterklasse 70.22 der ÖNACE 2008 (Unternehmensberatung) und damit die Beratung, Anleitung und praktische Unterstützung von Unternehmen und anderen Organisationen in Managementfragen, z.B. strategische Planung und Organisationsplanung, Umstellung von Unternehmensprozessen, Change-Management, Kostenreduzierung und andere finanzielle Angelegenheiten, Marketingziele und -maßnahmen, Verfahren und Planung im Personalbereich, Produktions- und Kontrollplanung.

Im Jahr 2020 boten die 12.940 Unternehmen der Unternehmensberatung fast 30.300 Personen einen Arbeitsplatz, wovon rund 17.900 unselbstständig beschäftigt waren. Die durchschnittliche Unternehmensgröße lag damit bei etwa 2 Mitarbeiter*innen je Unternehmen. Die Betriebe erwirtschafteten insgesamt Umsatzerlöse in der Höhe von rd. € 3,59 Mrd.
 

Trends

• Die Branche der Unternehmensberatung ist direkt an die wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt und spiegelt auch deren Trends wider. Die Branche wächst proportional zur Komplexität des wirtschaftlichen Geschehens: Je anspruchsvoller die wirtschaftliche Phase, desto mehr Beratung bei der Entwicklung und der Sanierung von Unternehmen ist notwendig.
• Insgesamt hat sich die Unternehmensberaterbranche von den Corona-bedingten Umsatzrückgängen bereits erholt.
• Die einzelnen Marktteilnehmer sind allerdings unterschiedlich stark von den Auswirkungen der Covid-19-Krise betroffen:
  • Bei den großen Anbietern zeichnen sich nahezu keine Umsatzeinbrüche ab.
• Die kleineren Anbieter, vor allem „Einzelkämpfer“, sind stärker mit dem Wegfall der Projekte konfrontiert.
• Einige Branchen und Beratungsfelder werden noch Zeit brauchen, um auf das Vor-Corona-Niveau zu kommen:
  • Beispielsweise wird in der Luftfahrtindustrie mit einer Rückkehr zum Vorkrisenniveau erst 2024 gerechnet.
• Ukrainekrieg: Auswirkungen auf die Beratungsbranche derzeit nur eingeschränkt absehbar und stark von der Kriegsdauer abhängig
  • Folgende Kundenbranchen sind zum Teil bereits sehr betroffen: Energieversorger, IT-Servicedienstleister, Holzproduzenten, Landwirtschaft, Fahrzeugbau.
  • Weltweite Lieferketten sind behindert oder verändert.
  • Im Falle einer ausgeprägten Wirtschaftskrise als Folge des Ukrainekrieges wird auch die Beraterbranche betroffen sein, da die Kunden im Falle einer notwendigen Kostensenkung oft bei Consultingprojekten ansetzen.
  • Die daraus resultierende Notwendigkeit zur Anpassung könnte sich wiederum als ein Treiber für die Consultingbranche erweisen, da aus den Veränderungen oft ein höherer Beratungsbedarf entsteht.
• Starke Beratungsnachfrage ist bei folgenden Themenfeldern zu beobachten:
  • Umbau der Lieferketten/Lieferkettenmanagement zwecks besserer Resilienz: weitere Zunahme des Beratungsbedarfes aufgrund des Ukrainekrieges
  • Personalmanagement
  • Digitalisierung: die digitale Transformation ist ein Langläufer, es werden nun pandemiebedingt gestoppte bzw. verzögerte Transformationsprojekte von Kunden angestoßen.
  • Elektrifizierung
  • ESG (Environmental Social Governance) Thematik
  • Sanierungsberatung könnte im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg wieder mehr in den Vordergrund rücken.
• In Europa werden bereits etwa 25 % der Umsätze durch Technologieberatung erzielt (Quelle: FEACO Survey 2020-2021).
• Bei vielen Beratungsunternehmen macht sich der Mangel an geeigneten Fachkräften bemerkbar.
• Roboter als Schlüssel zur Resilienz: bei der Beratung geht es um die Konzeption und Umsetzung von Robotic Process Automation, Intelligent Automation, Process Mining etc. Dadurch können arbeitsintensive, repetitive, regelbasierte Prozesse mit hohem Volumen unabhängig von einem möglichen Mitarbeiterausfall via Software Robotics ferngesteuert ausgeführt werden, ohne Verzögerung oder Stillstand. Die Mitarbeiter können sich wertschöpfenden, kognitiv anspruchsvollen Tätigkeiten zuwenden.
• Das Geschäftsmodell der Unternehmensberatung wird stärker Online ausgerichtet werden: weniger Präsenz beim Kunden, weniger Meetings, weniger Geschäftsreisen.
• Der Anteil an Remote-Work wird auch nach der Pandemie auf hohem Niveau bleiben: Nachhaltigkeits- und Kostenüberlegungen werden sowohl für die Berater als auch für die Kunden eine große Rolle spielen.

Verhalten der Kundinnen und Kunden

• Es werden nun Projekte nachgeholt, die in den vergangenen Monaten auf Grund der Covid-19-Krise verschoben wurden. Im Nachfragefokus stehen:
  • Digitalisierung: ist bei den Kunden wieder zum Investitionsschwerpunkt geworden und hat die Effizienzsteigerung und Kostensenkung als das in der Pandemie führende Thema auf Platz zwei verdrängt.
  • Nach der Corona-Krise bleibt auch aufgrund des Ukrainekrieges das Thema Change-Management für die Kunden aktuell.
  • Big Date/Business Analytics bilden einen weiteren Investitionsschwerpunkt der Beratungskunden. Bei den Beratungen im IT Bereich werden noch große Potentiale für Wert-und Performancesteigerung vermutet.
  • Soziale Verantwortung: Geschäftsmodelle und Dienstleistungen sollen sozial verantwortlich gestaltet werden. Insbesondere die Entwicklung umweltfreundlicher Strategien (green strategies) gewinnt immer mehr an Bedeutung.
• Hauptkunden der österreichischen Beratungsunternehmen sind Produzenten von Konsumgütern und Industrieprodukten mit 36,7% des Umsatzes, gefolgt von der öffentlichen Hand mit 11,0 % des Umsatzes und die Unternehmen des Finanzsektors mit 5,6 % (2020, Quelle: FEACO Survey 2020-2021).
• Anteile der angebotenen Dienstleistungen an den Umsätzen der Consulting-Unternehmen 2020 (Quelle: FEACO Survey 2020-2021):
  • Strategie (20,0 %)
  • Organisation (16,1 %)
  • Personalwesen und Change Management (15,9 %)
  • Sales and Marketing (12,9 %)
  • Finanz- und Rechnungswesen (6,2 %)
  • Technologie (4,5 %)
  • Sonstige (24,4 %)
• Beratungsunternehmen mit wenigen Beschäftigten werden oft von kleinen Unternehmen gebucht, Beratungsunternehmen mit vielen Beschäftigten von großen Unternehmen.
• Durch den wachsenden Konkurrenz- und Preisdruck ist zunehmend der Erfolg in der Umsetzung entscheidend. Beratungsleistungen werden dabei stärker anhand von messbaren Mehrwerten und konkreten Wertschöpfungsbeiträgen beurteilt (Erfolgshonorar).

Mitbewerb

Brancheninterne Konkurrenzsituation

• Der Consulting-Markt ist sehr heterogen. Neben wenigen großen Beratungshäusern gibt es viele kleine und spezialisierte Nischenanbieter.
• Zuwächse der Inhouse-Consultants: Unternehmensinterne Beratungseinheiten werden bei den Unternehmen immer beliebter.
• Die größten Beratungen in Österreich: McKinsey, BCG, Strategy&, A.T. Kearny, Roland Berger, Bain, Accenture, Cap Gemini Consulting, EY, Accenture, KPMG.
• Die Unternehmen sind größtenteils auf Kernkompetenzen fokussiert:
  • Branchenspezifische Schwerpunkte: z. B. Banken, Konsumgüter, Pharma, Automobil, Agrar, Medien
  • Fachliche Spezialisierung: z. B. Restrukturierung, Organisation, Supply-Chain-Management, Finance, IT
• Große Beratungsunternehmen: breites Leistungsspektrum, klassische Management- und Strategieberatungen, punkten mit ihrem weltumspannenden Netzwerk und Insiderwissen; kennen das Innenleben bedeutender Konzerne.
• Kleinere Beratungsunternehmen punkten mit klar umrissenem Spezialgebiet, widmen sich eher der IT- und Personalentwicklungsberatung.
• Fachkräftemangel, großer Bedarf an IT-Kenntnissen sowie Anstreben größerer Resilienz und Agilität durch eine breite Aufstellung führen
  • einerseits zu einem Trend des anorganischen Wachstums (Wachstum durch Unternehmenskäufe).
  • andererseits greifen Consultants vermehrt auf Berater-Ökosysteme zurück – es werden Innovationssysteme mit Freelancern, Startups oder Agenturen eingegangen.
• Kooperationen/Netzwerke und strategische Allianzen sind von Bedeutung, um eine große Breite und Tiefe an Spezialwissen zur Verfügung zu stellen. Herausforderungen im Bereich von Kooperationen sind:
  • Ein passendes Vertragskonstrukt für Kooperationen zwischen Unternehmensberatern/Unternehmensberaterinnen zu finden.
  • Unternehmensberater*innen-Rollen für sich selbst zu definieren und sich systematisch mit anderen Unternehmensberatern/Unternehmensberaterinnen zu ergänzen, um breit aufgestellt zu sein.

Branchenfremde Konkurrenz

• Viele Branchen bieten ergänzend zu ihrem Kerngeschäft ebenfalls Beratungsleistungen an:
  • Datenverarbeitung, Informationstechnologieunternehmen, Multimedia-Agenturen und Systemanbieter im IT-Bereich
  • Wirtschaftstreuhänder*innen: Große Wirtschaftsprüfungsunternehmen haben massiv in das Beratungsgeschäft investiert und stellen damit als Full-Service-Anbieter eine Konkurrenz dar.
  • Specialconsults und Startups, die digitales Know-how mitbringen, werden bevorzugt von den großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften übernommen.
• Klassische Media-Agenturen sind zunehmend in der Marketingberatung tätig, da viele ihrer Kunden keine eigene Marketingabteilung haben.
• Konkurrenz mit Anwälten/Anwältinnen im Bereich Compliance-Beratung.
• Große Beratungsunternehmen weisen in ihrem Leistungsportfolio Themen auf, die auch Marktforschungsinstituten zuzuordnen sind: Marktanalysen, Kunden- und Mitarbeiterbefragungen, Produktinnovationen, Consumer Insights. Damit finden sich die Beratungsunternehmen im Wettbewerb mit den Marktforschungsinstituten wieder.

Erfolgsfaktoren

• Hohe Agilität, breite Aufstellung und ein Beratungsmix (z. B. aus Strategie-, IT und Entwicklungsberatung).
• Flexibilität: in naher Zukunft muss die Branche für kurzfristige Nachfrageschwankungen gerüstet sein:
• Wissen und Knowledge-Management: das aufgebaute Wissen in Form von Beratungskonzepten, Methoden-und Fachkompetenz.
• Innovationsfähigkeit: Berater*innen müssen neue Trends und Entwicklungen in der Wirtschaft und Technologie noch schneller als ihre Mandanten aufnehmen und in verkaufbare Lösungen umsetzen.
• Qualität und Reputation sind entscheidende Voraussetzungen für die Gewinnung von Mandanten/Mandantinnen und den Aufbau einer dauerhaften Beziehung.
• Große Unternehmen:
  • Markenimage
  • Themenangebot sowohl in der Breite als auch in der Tiefe
• Kleinere Unternehmen:
  • „Mund zu Mund“-Propaganda/persönliche Empfehlung von Kunden bei kleineren Firmen
  • Netzwerke und Allianzen: gegenseitige Unterstützung und fachlicher Austausch
  • Spezialisierung auf ein Themenfeld, gezielte Positionierung am Markt

Allgemeines

• Der Bedarf an qualifizierten Mitarbeiter*innen steigt, ein Fachkräftemangel macht sich bemerkbar.
• Durch eine verstärkte Spezialisierung entstehen ständig neue Berufsfelder.
• Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten, soziale Kompetenzen, eine hohe Reisebereitschaft und ein überdurchschnittlicher Arbeitseinsatz werden von Beratern gefordert.
• Die junge Beratergeneration legt aber auch Wert auf eine Work-Life-Balance und flexible Arbeitszeitmodelle (Homeoffice, mobiles Arbeiten). Zudem gewinnt für sie der Inhalt der Aufgaben an Bedeutung.
• Consulting-Personal neigt dazu, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und die passenden Karriereschritte zu ergreifen: dadurch ist die Fluktuation höher als in anderen Branchen.
• Ein besonderer Mangel zeigt sich im Bereich der IT-Experten/Expertinnen. Die Kunden lagern oft die Problematik der Besetzung von IT-Stellen auf die Consulting-Unternehmen aus. Diese versuchen die Mangel-Problematik verstärkt über die Kooperation mit selbstständigen IT-Experten zu lösen, deren Verantwortung und Selbständigkeit durch diese Modelle wächst.
• Die Hierarchien in den Beraterunternehmen werden flacher und die Bereichsgrenzen spielen eine geringere Rolle.

Bildung und Weiterbildung

• Nachgefragt werden laut AMS die Kombinationen aus Betriebswirtschaft und Recht, sowie Betriebswirtschaft und Technik. Oft werden Berater eingestellt, die Expertise aus der Industrie oder von Technologieunternehmen mitbringen. Gefragt sind zudem nicht nur exzellente Analysten und Strategen, sondern darüber hinaus auch Kreative und Andersdenkende.
• Erweiterung der digitalen Kompetenzen ist wichtig, um dem Fachkräftemangel gegenzusteuern. IT-Kenntnisse und v. a. der Umgang mit großen Datenmengen und Datenanalyse sind wichtige Schulungspunkte (z. B. IT- und Datensicherheit).
  • Digitale Kompetenzen für die Durchführung von Projekten der digitalen Transformation stellen bei der Zusammenstellung des Projektteams eine Herausforderung für die Berater dar.
• Weiterbildung wird vorwiegend berufsbegleitend durchgeführt (d. h. Nachfrage nach Abend- oder Wochenendkursen).
  • V.a. rechtliche Neuerungen machen eine ständige Weiterbildung nötig. Kenntnis der aktuellen Rechtslage ist besonders für die Compliance-Beratung sehr relevant.

Personalstruktur

• Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den insgesamt Beschäftigten (inkl. Selbstständigen) lag im Jahr 2019 bei 28,9 % und war somit höher als in der marktorientierten Wirtschaft (26,3 %). Im Vergleich zu 2008 hat sich die Teilzeitquote damit um 5 %-Punkte erhöht. (Statistik Austria)
• Per Ende 2021 waren in Betrieben der Unternehmensberatung und Informationstechnologie knapp 1.100 Lehrlinge tätig. Zwischen 2018 und 2019 ist die Zahl der Lehrlinge um 15,5 % gestiegen.

Die Fremdleistungen in der Unternehmensberatung betrugen 2019/20 durchschnittlich 26 % der Betriebsleistung. Dieser hohe Anteil zeigt, dass die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in dieser Branche eine bedeutende Rolle spielt. Im Vergleich zu 2010/11 hat sich der Fremdleistungsanteil um 3,7 %-Punkte erhöht. (Quelle: KMU Forschung Austria, Bilanzdatenbank)

• Digitalisierung ist ein wesentlicher Treiber für Veränderungen im Beratungsgeschäft
  • Digitale Transformation und Industrie 4.0 führen zur Umstellung der Geschäftsmodelle, operativen Prozesse und Organisationsformen.
• Business Analytics und Big Data: Beratungsunternehmen helfen ihren Klienten/Klientinnen, Daten zu generieren und analysieren, z. B. um Wettbewerbsvorteile zu schaffen.
• Sicherheit: Cloud-Services und Schutz vor Cyber-Bedrohungen.
• Das Wissen der Consulter wird immer mehr in Tools und Software zusammengefasst und dem Kunden zur Selbsthilfe zur Verfügung gestellt.