Branche Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung

Veränderung wird zur neuen Kernkompetenz

• Die Ereignisse der letzten Jahre zeigten die globale Verflechtung auf, die Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine Krieges wirken sich auch auf Österreich aus.
• Die laufende technologische Entwicklung fordert den Berufsstand auf, neue Kompetenzen zu erwerben, um die Abhängigkeit von anderen Berufsbildern zu vermeiden.

Marktkonzentration

• Wirtschaftstreuhänderbranche wird auf lange Sicht von einigen wenigen Unternehmen dominiert.
• Große Unternehmen bieten die Kombination aus Spezialisierung und einem breiten Leistungsspektrum an.
• Investitionen in gemeinsame technologische Entwicklungen und Ressourcen werden für kleine Unternehmen zu kostspielig sein.
• Kleine Kanzleien mit Spezialisierungen müssen mit anderen stärker kooperieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Faktor Mensch

• Es herrscht ein Mangel an Mitarbeiter*innen auf allen Ebenen und verschärft die Lage der Kanzleien.
• Der Faktor 'Mensch' ist für die Resilienz und Agilität der Branche entscheidend.
• Einstellung zur Arbeit hat sich gewandelt: die junge Generation will mehr Work-Life Balance.
• Soziale Kompetenzen und ein allgemeines betriebswirtschaftlichen Know-how gewinnen an Bedeutung.

Digitalisierung

• Seit 2021 gibt es in Österreich die die erste rein digitale Steuerberatungskanzlei.
• Durch die Digitalisierung und den Einsatz von Smart Contracts und künstlicher Intelligenz werden die Wirtschaftsprüfer und Steuerberater künftig weniger Routinearbeiten ausführen und sich mehr mit komplexen Themen auseinandersetzen.
• Verständnis der IT-Systeme und Tools sowie technische Basics werden als weitere Qualifikationen für die Berufsanwärter*innen immer wichtiger.

Branchendefinition: Diese Branche umfasst die ÖNACE 2008 – Gruppe 69.2 Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung.

• Buchführung einschließlich Tätigkeiten von selbstständigen Buchhaltern/Buchhalterinnen
• Aufzeichnung von Geschäftsvorfällen
• Führen und Revision von Geschäftsbüchern
• Revision von Büchern und Bescheinigung ihrer Ordnungsmäßigkeit
• Erledigung von Steuererklärungen für Privatpersonen und Unternehmen
• Beratung und Vertretung von Mandant*innen vor Steuerbehörden
• Lohn- und Personalverrechnung

Betriebstypen: Steuerberatungs-und Wirtschaftsprüfungskanzleien aller Größenordnungen.

Im Jahr 2020 boten die 8.370 Unternehmen der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung fast 41.700 Personen einen Arbeitsplatz, wovon rund 33.200 unselbstständig beschäftigt waren. Die durchschnittliche Unternehmensgröße lag damit bei etwa 5 Mitarbeiter*innen je Unternehmen. Die Betriebe erwirtschafteten insgesamt Umsatzerlöse in der Höhe von rd. € 3,90 Mrd.
 

Trends

• Sehr gute Imagewerte der Steuerberater*innen (StB) und der Wirtschaftsprüfer*innen (WP) bei österreichischen Unternehmen.
  • Die Steuerberater*innen zählen mit einem Anteil von 97 % zu den am häufigsten genutzten externen Dienstleistern in heimischen Unternehmen.
  • 88 % der Unternehmen zeigen sich mit der Zusammenarbeit mit den StB sehr zufrieden/zufrieden, 78 % mit den WP (Erhebung durch Linzer Spectra-Institut, Oktober 2021).
• Die laufenden Entwicklungen im technologischen (Digitalisierung, künstliche Intelligenz, etc.) und gesellschaftlichen Bereich erfordern neue Fähigkeiten und Kenntnisse, die in die Berufsbilder eingebaut werden müssen. Sonst könnten Abhängigkeiten von anderen Berufsbildern sowie der Verlust von Mandant*innen erfolgen.
• Der „Faktor Mensch“ ist für die Resilienz und Agilität der Branche entscheidend: die Branche muss auf die geänderten Rahmenbedingungen auf dem Markt reagieren. Frühere Karrieremodelle entsprechen nicht mehr den Werten und Erwartungshaltungen der jungen Generation.
  • Work-Life-Balance: Arbeits-und Privatleben müssen miteinander in Einklang stehen.
  • Überstunden: diese sollen einen Ausnahmecharakter haben, der Zeitausgleich ist wertvoller als monetäre Abgeltung.
  • Gutes Arbeitsklima ist essentiell: respektvoller, offener toleranter Umgang, faire Bezahlung, abwechselnde, sinnstiftende Tätigkeit, gute Fehlerkultur, positive räumliche Umgebung und motivierende, wertschätzende Vorgesetzte, flexible Arbeitszeiten und Orte.
  • New Leadership: Veränderte Führungsstile werden eingefordert: Führung durch Vertrauen und Toleranz, geprägt von Wertschätzung, offener Fehlerkultur und dem Arbeiten auf“ Augenhöhe“ (Quelle: up:date, das Magazin der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, 04/2021).

Besonderheiten in der Wirtschaftsprüfung:

• Die Marktkonzentration wird durch die Digitalisierung und den damit zusammenhängenden Investitionsbedarf angetrieben:
  • Aufgrund von technologischen Entwicklungen sind für die Marktteilnehmer*innen Investitionen in IT-Systeme, Softwareentwicklungen, etc. erforderlich.
  • Diese Investitionen werden als gemeinsame Ressource (z. Bsp. ein Shared Service Center) mehrerer weiterhin eigenständig agierenden Prüfungsbetrieben vorteilhaft sein, um rentabel zu bleiben. Die Organisation der gemeinsamen Ressourcen wird somit eine stärkere Kooperation der Markteilnehmer*innen voraussetzen.
  • Folglich wird eine weitere Konzentration innerhalb der Branche stattfinden, da „Grenzanbieter*innen“ (Unternehmen, die gerade noch ihre Kosten decken und so gerade noch am Markt bleiben können) aus dem Markt ausscheiden würden.
• Die Prüfung der IT-Systeme und - Anwendungen wird als eine separate Dienstleistung aufgrund der modernen Technologien und wachsender Netzwerke eine noch bedeutendere Rolle einnehmen.
• Weiteres Marktpotential wird im Bereich der öffentlichen Unternehmen, Körperschaften und Einrichtungen der öffentlichen Hand (z. B. als Unterstützung für den Rechnungshof) erwartet.
• Als Folge der Corona-Krise hat das Thema Fortführungsprognose einen besonderen Stellenwert bei der Bilanzierung und Prüfung des Jahresabschlusses ab dem Jahr 2020 eingenommen.
• Weiterentwicklung des Berufsbildes in Richtung neuer Kompetenzen, wobei neben hohen fachlichen Kompetenzen (Abschlussprüfung, Rechnungslegung, Betriebswirtschaft, Unternehmens- und Steuerrecht) zusätzliche Anforderungen gestellt werden:
  • Technologiebezogene Kompetenzen: im Bereich IT Anwendung und Prüfung.
  • Verständnis für Prozesse und interne Kontrollen in Unternehmen, für das Risikomanagement und die Qualitätssicherung.
  • Soziale Kompetenzen: Der Faktor „Mensch“ wird eine noch stärkere Rolle spielen als bisher. Kommunikationsfähigkeit, Projektmanagement, Führungsqualität und allgemeine Weltoffenheit sind gefragt.

Besonderheiten in der Steuerberatung:

• Stärkung des Berufsstandes als freier Beruf erforderlich:
  • Derzeit stehen mehr Kanzleien zum Verkauf als ernsthafte Kaufinteressent*innen vorhanden sind. Es besteht ein Bedarf nach jungen Wirtschaftstreuhänder*innen, die sich auch für Übernahmen von Kanzleien bewerben.
  • Der Verkauf der Kanzlei ist ein Teil des Pensionsmodells der Wirtschaftstreuhänder*innen – ohne die Übergabe ist die Pensionsvorsorge gefährdet.
  • Die sogenannten Baby-Boomer (Geburtsjahrgänge 1955-1964) werden bald in die Pension gehen. Aufgrund der fehlenden geeigneten Nachfolger*innen wird es einen deutlichen Rückgang bei der Anzahl der Kanzleien geben.
• Aufgrund der großen Menge an freizugänglicher Gratisinformation gewinnt das Wissensmanagement gegenüber der reinen Informationsversorgung an Bedeutung.
  • Es ist ein Potential für mehr Steuergestaltungs- und Steuerplanungsberatungen gegeben.
  • Es wird immer mehr betriebswirtschaftliche Beratung gewünscht.
  • Erwartungshaltung bezüglich der Tiefe und Breite des Wissens der Steuerberater*innen steigt aufgrund der zunehmenden Komplexität.
• Schnittstelle zwischen IT-Fähigkeiten und steuerlichem Fachwissen: Ein neues Potential für ein eigenes Tätigkeitsfeld bieten Begleitung, Beratung und laufende Servicierung von Unternehmen bei der Digitalisierung der Buchhaltung oder Steuerpflichten und der Einarbeitung von laufenden gesetzlichen Änderungen.
• Fachkräftemangel: Besonders nachgefragt sind Kanzlei-Mitarbeiter*innen, Personalverrechner*innen, Buchhalter*innen.

Verhalten der Kundinnen und Kunden

• Die Nachfragesituation nach Leistungen der Wirtschaftstreuhänder*innen ist insgesamt konjunkturresistent.
• Trotz großer Nachfrage aufgrund der Corona-Krise sind auch Steuerberater*innen und Wirtschaftsprüfer*innen mit existenzbedrohenden Honorarausfällen konfrontiert, da nicht alle Klienten die Krise überleben werden.
• Hart wird es kleine Kanzleien treffen bzw. jene, die von einem von vornherein niedrigen Einkommens- und Umsatzniveau ausgehend Einbrüche erleiden.
• Aufgrund dieser Entwicklung hat die Kammer der Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder im Jahr 2020 ein 2-Millionen schweres Hilfspacket für Härtefälle eingerichtet.

Besonderheiten in der Wirtschaftsprüfung:

• Kunden: KMU, große Unternehmen (hier auch viele internationale Kunden), neue Selbstständige, Stiftungen, prüfungspflichtige Vereine, freiwillige Abschlussprüfungen.
• Der Markt der zu prüfenden Unternehmen teilt sich in Unternehmen von öffentlichem Interesse (PIE) und nicht PIE.
  • PIE sind Unternehmen, deren Wertpapiere zum Handel an einer Börse eines Mitgliedstaats der EU oder eines Vertragsstaats des EWR zugelassen sind:
    • Kapitalgesellschaften, die Kreditinstitute sind.
    • Kapitalgesellschaften, die Versicherungsunternehmen sind.
    • Unternehmen, die ungeachtet ihrer Rechtsform in einem Bundesgesetz unter Verweis § 189a UGB als solche bezeichnet werden.
    • Zur Durchführung von Prüfungen bei PIE sind Abschlussprüfer*innen nur berechtigt, wenn sie über eine aufrechte Bescheinigung der Abschlussprüferaufsichtsbehörde (APAB) verfügen.
    • Aufsichtsrät*innen entscheiden sich fast immer für eine Big-Four-Gesellschaft, um sich kein Auswahlverschulden vorwerfen zu lassen.
• Nachhaltigkeitsberichtserstattung:
  • Derzeit gelten noch die Berichtspflichten im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsaspekte entsprechend dem Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz/NaDiVeG vom 15.12.2016.
  •  Am 21. April 2021 wurde von der Europäischen Kommission ein Entwurf zur Überarbeitung der Non-Financial Reporting Directive, NFI-Richtlinie, 2014/95/EU veröffentlicht – Corporate Social Responsibility Directive. Die Verabschiedung der Richtlinie wird Mitte 2022 erwartet.
  • Die CSRD stellt einen Vorschlag zur Überarbeitung der NFI-RL 2014/95/ EU, die in Österreich mit dem Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz umgesetzt wurde, dar und führt zu einer Ausdehnung der Berichterstattung auf Basis verbindlicher Europäischer Sustainability Reporting Standards (ESRS), deren Anwendung im Entwurf der CSRD bereits vorgesehen ist.
  • Die erste Reihe von Entwürfen der EU Sustainability Reporting Standards befindet sich im Prozess der öffentlichen Konsultation.
  • Aspekte der Umweltberichterstattung müssen eng mit den Umweltzielen gemäß EU-TaxonomieVO verknüpft sein. „ESG-Kriterien“ werden die inhaltliche Struktur für KPIs und Performancemessung darstellen.
  • Neue Anforderungen an den Nachhaltigkeitsbericht ab der Berichtsperiode 2023 (basierend auf dem Vorschlag der EU zur Anpassung der CSR-Richtlinie):
    • Die Berichtspflichten werden nun auf alle großen sowie auf alle kleine und mittlere kapitalmarktorientierte Unternehmen ausgedehnt.
    • Die Nachhaltigkeit wird ein Teil des Lageberichts.
    • Es besteht eine Verpflichtung zur externen Prüfung der Nachhaltigkeitsberichterstattung durch einen unabhängigen Dritten.
    • Erforderlich ist eine Spezifizierung der offenzulegenden Angaben sowie die Digitalisierung der Offenlegung.
  • Nach dem derzeitigen Entwurf der CSRD sollen die Richtlinienanforderungen erstmalig für die Geschäftsjahre beginnend ab oder nach dem 1. Januar 2023 angewendet werden.
  • Nach der Verabschiedung auf EU-Ebene muss die Richtlinie bis zum 1. Dezember 2022 in nationales Recht umgesetzt werden, damit sie für Unternehmen wirksam wird.
  • Die erweiterten Berichtspflichten führen zu einer erhöhten Nachfrage der Unternehmen nach einer inhaltlichen externen Prüfung des Nachhaltigkeitsberichts.

Besonderheiten in der Steuerberatung

• Nachgefragteste Leistungen der StB seitens der befragten Unternehmen:
  • Bilanzierung, Jahresabschluss
  • Steuerberatung/-erklärung
  • Vertretung gegenüber Finanzbehörden, z. B. bei Betriebsprüfungen sowie Steuerrechtsberatung
• Große Nachfrage nach Steuerberatern im Zuge der Corona-Krise:
  • Folgende Themen wurden im Zusammenhang mit der Corona-Krise von den Unternehmen bei ihren Steuerberater*innen/Wirtschaftsprüfer*innen besonders nachgefragt (Quelle: Spectra-Institut Umfrage, Oktober 2021):
  • Kurzarbeit (63 % der Unternehmen)
  • Fixkostenzuschuss/Verlustersatz
  • Härtefallfonds
  • Überbrückungsgarantien
  • Liquidität/Stundungen

Brancheninterne Konkurrenzsituation

• Angebotsstruktur
  • Der Berufsstand der Steuerberater*innen wächst stetig und stärker als jener der Wirtschaftsprüfer*innen: Die Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer zählte 2020 5.943 Steuerberater*innen (Frauenanteil 48 %, Quelle: Update 2/20 - Mitgliedermagazin der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer) und 1.994 Wirtschaftsprüfer*innen (Frauenanteil 29 %) zu ihren Mitgliedern (Quelle: Jahresbericht 2021 der APAB)
  • Zahl der registrierten Prüfungsbetriebe (Betriebe, die über eine aufrechte Bescheinigung der APAB (Abschlussprüfungsaufsichtsbehörde) verfügen) ist im Vergleich zum Jahr 2020 nahezu gleichgeblieben.
  • Prüfung der Unternehmen von öffentlichem Interesse (PIE):
  • Die kleineren Prüfungsgesellschaften können bei dem enormen Preiskampf nicht mithalten, haben auch nicht die Ressourcen, die komplexen Regeln zu erfüllen.
  • Im Kalenderjahr 2021 führten 12 Prüfungsgesellschaften 279 Abschlussprüfungen bei PIE durch (Quelle: APAB-Jahresbericht 2021).
  • Auf Mitglieder eines Big-Four –Netzwerkes (Deloitte, EY, KPMG, PWC) entfielen 83,9 % der Abschlussprüfungen bei PIE sowie 80,6 % des Gesamtumsatzes aus PIE-Abschlussprüfungen (Quelle: APAB-Jahresbericht 2021).
  • Abdeckung eines breiten Leistungsspektrums ist ein wichtiger Bestandteil der Erfolgsstrategie.
  • Generell herrscht ein hoher Honorardruck im Bereich Wirtschaftsprüfung und Buchhaltung.
• Top-Player
  • Trotz der wachsenden Konkurrenz ist auf lange Sicht eine Unternehmenskonzentration zu beobachten, so dass die Wirtschaftstreuhänderbranche von einigen wenigen Unternehmen dominiert wird.
  • Die Wirtschaftsprüfung und die Steuerberatung sind eng miteinander verwoben, was sich auch im Leistungsspektrum der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften widerspiegelt.
  • Top-Player ("Big Four") in Österreich
  • PwC Österreich GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
  • KPMG Austria GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft
  • Ernst & Young Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft m.b.H.
  • Deloitte Audit Wirtschaftsprüfungs GmbH

Branchenfremde Konkurrenz

• Die Buchhaltungsberufe, mit deren Schaffung der*die Steuerberater*in einige Vorbehaltsaufgaben verlor, haben sich im Bereich der Buchhaltungs- und Personalverrechnungsleistungen zu einer bedeutenden Konkurrenz entwickelt.
• Unternehmensberatung: Der Neuregelung der Vereinbarkeit von Abschlussprüfung und Beratung bei Unternehmen öffentlichen Interesses (Unvereinbarkeitsbestimmungen für die "Black List" Dienstleistungen) wird durch Kooperationen (auch mit angrenzenden Berufsfeldern wie Unternehmensberatung, Wirtschaftsanwält*innen, Notar*innen) oder Gründungen eigener Gesellschaften begegnet.

Erfolgsfaktoren

• Kooperation:
  • branchenintern im Hinblick auf die Organisation gemeinsamer Ressourcen (z. B. IT-Systeme, Software).
  • interdisziplinär: besonders wichtig für die Ein-Personen-Kanzlei sowie kleine Kanzleien im Hinblick auf die Kombination aus EDV-, betriebswirtschaftlicher und juristischer Kompetenz.
• Entwicklung einer Strategie zur Umsetzung der Digitalisierung in der Steuerberatung: Umgang mit Big Data, Gewinnung von Smart Data.
• Eine Spezialisierung auf eine Branche ist vorteilhaft: Es ist noch ein großes Potential bei der tatsächlichen Beratung in der Steuerberatung gegeben. Dieses Potential kann insbesondere durch die Übernahme standardisierter Tätigkeiten durch künstliche Intelligenz erschlossen werden.
• Heterogene Altersstruktur in den Kanzleien ist zur Sicherstellung des Kanzleifortbestandes und der Weiterentwicklung wichtig.

• Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den insgesamt Beschäftigten (inkl. Selbstständigen) lag im Jahr 2019 bei 40,9 % und war somit höher als in der marktorientierten Wirtschaft (26,3 %). Im Vergleich zu 2008 hat sich die Teilzeitquote damit um 5,9 %-Punkte erhöht. (Statistik Austria)

Vorleistungen

• Standardsoftwareanbieter (derzeit führend: BMD, DATEV, dvo) bieten Komplettlösungen für Steuerberater*innen und Wirtschaftsprüfer*innen an, die alle nötigen Programme (Controlling, Lohnverrechnung, Zeiterfassung usw.) gesamthaft vereinen.

Personal

• Ein Mangel an qualifizierten Bewerber*innen führt zu einem intensiveren Wettbewerb um den Nachwuchs.
  • Der Wettbewerb wird zumeist über das Gehalt oder die Anzahl der Wochenstunden geführt.
  • Kanzleien mit einem professionellen Social-Media-Auftritt sind bei der jüngeren Generation im Vorteil; kleinere Kanzleien geraten häufig aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel für einen professionellen digitalen Auftritt ins Hintertreffen.
  • Der Bedarf besteht auf allen Ebenen: Mitarbeiter*innen für Backoffice, Personalverrechnung, Bilanzbuchhaltung, Steuerberatung werden gesucht.
  • Bei der Rekrutierung sollen auch die Absolvent*innen der Handelsakademien und Handelsschulen angesprochen werden.
• Einstellung zur Arbeit hat sich gewandelt:
  • „Work-Life-Balance“ ist in vielen Aufnahmegesprächen ein Thema.
  • Erwartungshaltung der jungen Generation beinhaltet eine angenehme Atmosphäre im Büro mit Zusatznutzen wie Geschenke, Feiern und Ausflüge.
  • Kleinere Kanzleien können auch bei diesen Themen oft nicht mithalten, müssen im Vergleich mit den großen Netzwerken Absagen in Kauf nehmen.

Aus- und Weiterbildung

Ausbildung zum*zur Steuerberater*in und/oder Wirtschaftsprüfer*in

• Mit der Änderung des WTBG ist ein flexiblerer und rascherer Zugang zur Berufsbefugnis möglich.
  • Anwärter*innen können nun zuerst direkt den WP ohne StB-Prüfungen (oder vice versa) anstreben. Wer die zweite Befugnis später erwerben möchte, muss lediglich die fehlende Fachprüfung ablegen.
  • Durch die Möglichkeit bereits nach 18 Monaten eine Zulassung zur Fachprüfung zu erlangen, ist ein wesentlich kürzerer Ausbildungsweg möglich. Für die Bestellung ist wie bisher eine dreijährige Berufsanwärter*innen-Praxis erforderlich.
• Neuer Masterlehrgang an der WU Executive Academy: seit März 2021gibt es eine in Kooperation mit der Akademie der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, dem Institut der Österreichischen Wirtschaftsprüfer, der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer und der WU Executive Academy entwickelte komprimierte fachliche Ausbildung für die Berufsanwärter der WP-Kanzleien. Diese ist berufsbegleitend und bereitet gezielt auf die schriftlichen Klausuren der Fachprüfung für Wirtschaftsprüfer*innen vor.

Ausbildung zum*zur Steuerassistent*in:

• Mit dem Lehrberuf Steuerassistent*in werden Absolvent*innen von Pflichtschulen sowie weiterbildenden Schulen wie AHS, HAS oder HAK angesprochen, um administrative Tätigkeiten in Kanzleien auszuführen. Die dreijährige Lehre umfasst Vollzeit-Mitarbeit in einer Kanzlei oder Finanzverwaltung sowie den Besuch der Berufsschule.

Ausbildung zum IT-Accountant:

• Ausgebildete Buchhalter*innen erhalten an der Akademie der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ein kurzes Upgrade zum Thema digitale Steuerberater*innen- und Wirtschaftsprüfer*innenkanzlei.

Weitere Aus- und Weiterbildungen:

• Laufende Anpassung des Weiterbildungsangebotes aufgrund rechtlicher Änderungen, internationaler Bestimmungen (zunehmende Standardisierung und Automatisierung) sowie neuer (über die "klassischen" Tätigkeiten hinausgehende) Aufgabenfelder.
• Angehörige des Berufsstandes Wirtschaftstreuhänder*innen (Abschlussprüfer*innen sowie Mitarbeiter*innen, die in maßgeblich leitender Funktion bei Abschlussprüfungen mitwirken, Steuerberater*innen) unterliegen einer Fortbildungsverpflichtung und müssen innerhalb von drei Jahren zumindest 120 Stunden für Fortbildungsmaßnahmen nachweisen.

Qualifikationsanforderungen:

• Absolvent*innen der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften konkurrieren als Berufseinsteiger.
• In der Wirtschaftsprüfung werden auch Absolvent*innen neuer, nicht einschlägiger Studienrichtungen angesprochen.
  • Die Anforderungen an die Schul- und Universitätsausbildung gehen von der traditionell rechnungslegungs-und steuerlichen Vorbildung tendenziell zu den allgemein betriebswirtschaftlichen bis hin zu IT-technischen Fertigkeiten.
• Die zunehmende Internationalisierung der Kund*innen führt zu einem steigenden Beratungsbedarf und dementsprechend zu höheren fachlichen Anforderungen an die Wirtschaftstreuhänder*innen.
• Die benötigten fachlichen Qualifikationen sind juristisches Fachwissen, fundierte Kenntnisse im Bereich des Rechnungswesens sowie IT-Know-how.
• Die Wirtschaftsprüfer*innen müssen in der Zukunft ihr Fachwissen mit einem tiefgreifenden Verständnis digitaler Technologien verbinden können.

Die Fremdleistungen in der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung betrugen 2019/20 durchschnittlich 10,6 % der Betriebsleistung. Dieser hohe Anteil zeigt, dass die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in dieser Branche eine bedeutende Rolle spielt. Im Vergleich zu 2010/11 hat sich der Fremdleistungsanteil allerdings um 1,4 %-Punkte verringert. (Quelle: KMU Forschung Austria, Bilanzdatenbank)

• E-Business von hoher Bedeutung: Kommunikation mit den Finanzbehörden erfolgt in der Regel standardmäßig über FinanzOnline.
• Weit verbreiteter Einsatz von Cloud Computing-Lösungen und Internet-Online-Tools, um die Datenverfügbarkeit rund um die Uhr zu gewährleisten.
• Cyberkriminalität: Attacken auf Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzleien erfolgen vor allem mit dem Ziel, sensible Kundendaten zu erlangen. Vorbeugende Investitionen in Sicherheitsmaßnahmen sind erforderlich.

Besonderheiten Steuerberatung:

• Prozessoptimierung, Digitalisierung, Integration mit den Systemen der Mandant*innen - all das ermöglicht schnellere Abläufe sowie eine Reduktion überflüssiger Abwicklungsschritte.
• Bei komplexeren Fällen stößt die Automatisierung an ihre Grenzen - Komplexität des materiellen Steuerrechts erweist sich als hemmend für digitale Abläufe.

Besonderheiten Wirtschaftsprüfung:

• Vorbereitung auf die digitale Wirtschaftsprüfung: Audit 4.0. / Data Integrated Audit
• Der Einsatz der künstlichen Intelligenz (z.B. zur automatisierten Identifikation von Risiken im Abschluss) wird sowohl einen Fortschritt als auch weitere Herausforderungen bringen.
• Intensivierung des Datenaustausches mit den Kund*innen über Kollaborationsplattformen.
• Die umsatzstarken Marktplayer erweitern ihr Leistungsspektrum um Digital- und Beratungskompetenzen durch Akquisitionen von Web-und Werbeagenturen sowie Software-Analytics-Unternehmen.

Digitalisierung:

• Durch die Digitalisierung und den Einsatz von Smart Contracts und künstlicher Intelligenz werden die Wirtschaftsprüfer und Steuerberater künftig weniger Routinearbeiten ausführen und sich mehr mit komplexen Themen auseinandersetzen.
• Verständnis der IT-Systeme und Tools sowie technische Basics werden als weitere Qualifikationen für die Berufsanwärter*innen immer wichtiger.
• Smatax: 2021 wurde die erste rein digitale Steuerberatungskanzlei Österreichs gegründet. Alle Dokumente werden digital übermittelt, Abstimmungen erfolgen per Video-Call oder Chat.