Trends

• Hohe Nachfrage an Neubauten und Renovierungen im Wohnbau hat positive Effekte auf die Branche
• Sanierungsgeschäft spielt für die Branche eine bedeutende Rolle, insbesondere die Erneuerung von Dachböden und Fassaden
• Forcierung des Holzbaus durch die Bundesregierung um Klimaneutralität zu erreichen, wirkt sich positiv auf die Branche aus
• Subventionen des Staates für energetische Sanierungen sorgen für Anreize

Herausforderungen

• Erhöhtes Preisniveau auf den Einkaufsmärkten insbesondere für Holz und Dämmstoffe
• Lange Lieferzeiten bei Ziegeln und Dämmstoffen wie Polystyrol-Extruderschaumstoff (XPS)
• Fachkräftemangel

Branchendefinition: Die Branche umfasst die Gruppe 41.2 der ÖNACE 2008 (Bau von Gebäuden). Grundsätzlich kann zwischen Wohnungs- und Siedlungsbau, Adaptierungsarbeiten im Hochbau und sonstigem Hochbau unterschieden werden.

Betriebstypen: Klein- und Mittelbetriebe des Baugewerbes sowie Mittel- und Großbetriebe der Bauindustrie

Im Jahr 2020 boten die 2.920 Dachdeckerei- und Zimmereiunternehmen mehr als 23.600 Personen einen Arbeitsplatz, wovon rund 21.100 unselbstständig beschäftigt waren. Die durchschnittliche Unternehmensgröße lag damit bei etwa 8 Mitarbeiter*innen je Unternehmen. Die Betriebe erwirtschafteten insgesamt Umsatzerlöse in der Höhe von rd. € 3,10 Mrd.
 

Trends

• Die Umsatzentwicklung für Dachdeckereien und Zimmereien war in den letzten Jahren positiv.
  • Während der Corona-Krise wurde auf den Baustellen fast ausnahmslos weitergearbeitet.
  • Die Auftragslage der Unternehmen ist nach wie vor gut.
  • Die Nachfrage nach Wohnungen und Einfamilienhäusern wirkt sich positiv auf die Branche aus.
  • Subventionen des Staates für energetische Sanierungen sorgen für Anreize.
• Herausforderungen für die Branche
  • Der Fachkräftemangel bleibt ein großes Problem. Überdurchschnittlich viele ausgebildete Kräfte verlassen die Branche zwischenzeitlich.
  • Das erhöhte Preisniveau auf den Einkaufsmärkten insbesondere für Holz und Dämmstoffe stellt eine Schwierigkeit dar, vor allem für kleinere Betriebe, die keine finanziellen Rücklagen haben. Vielfach werden keine Fixpreise mehr angeboten, um auf Preisschwankungen reagieren zu können.
• Es wird erwartet, dass sich die Bauleistungen 2022 verteuern werden, allerdings weniger stark wie im Jahr 2021. Bei Wohnungsneubau, Bürogebäuden und gewerblichen Betriebsgebäuden wird mit einer Teuerung von etwa 8 % gerechnet. (vdpResearch.de) Folgende Entwicklungen werden erwartet:
  • Energiepreise pendeln sich mittelfristig auf das im Februar 2022 erreichte Niveau ein.
  • Der Anstieg der Materialpreise wird 2022 voraussichtlich vermindert anhalten.
  • Preisdruck aufgrund der hohen Auslastung der Baukapazitäten und dem Arbeitskräftemangel bleibt vorhanden.
• Die Genehmigungen im Nichtwohngebäudebau verlaufen mit -1,4 % leicht rückläufig. Dabei sind unterschiedlichen Tendenzen zu beobachten (Holzbauaustria.at)
  • Wachstum z. B. im Bürogebäudesektor, bei Schulgebäuden oder Lagergebäuden.
  •  Auf der Verliererseite stehen Hotel- und Gastgewerbe-, Landwirtschaftsbau oder Handelsgebäude.
• Aufgrund von hoher Nachfrage von Neubauten und Renovierungen im Wohnbau, kam es 2021 zu Zuwächsen in allen Materialsegmenten, insbesondere bei Schaumstoffen und organischen Dämmstoffen. Der Anstieg bei Schaumstoffen war zu drei Viertel preisgetrieben. Bei Öko-Dämmstoffen weitete sich primär die Nachfrage aus.
• Im Holzbau kam es im März 2021 zu einer Lohnerhöhung von +2,1 %. Mit 1. Mai 2022 gab es eine Erhöhung um plus 0,5 %-Punkte zusätzlich zum Verbraucherpreisindex (VPI). (Holzbauaustria.at)
• Staatlicher Sanierungsscheck 2022 in Österreich:
  • Das Sanierungsgeschäft spielt im Wirtschaftszweig „Dachdeckerei und Zimmerei“ eine bedeutende Rolle, insbesondere bei der Erneuerung von Dachböden und Fassaden.
  • Seit 9. Februar 2021 werden thermische Sanierungen im privaten Wohnbau für Gebäude, die älter als 20 Jahre sind, gefördert. Dies dürfte für zusätzliche positive Impulse in der Branche sorgen und sich positiv auf den Markt für Dachziegel auswirken.
  • Seit 8. Oktober 2021 fördert Österreich die Gebäudebegrünungen und den Fernwärmeanschluss in Ortskernen. Bei einer Mindestinvestition von € 50.000 beträgt die Förderhöhe bei Gebäudebegrünung 50 % und ist pauschal je m2, in Abhängigkeit der Art der Begrünung, gedeckelt. (www.umweltgemeinde.at)
  • Auch Verbesserungen des Wärmeschutzes von betrieblich genutzten Gebäuden werden bis auf Widerruf gefördert. Die Förderung betrifft – ähnlich wie im privaten Wohnbau - die Sanierung von Fenstern, Türen, Dach und oberster Geschoßdecke von Gebäuden, die älter als 20 Jahre sind und kann von allen Unternehmen und unternehmerisch tätigen Organisationen sowie Vereinen und konfessionelle Einrichtungen in Anspruch genommen werden.
• Kreislaufwirtschaft: Zunehmende Wiederverwertung von Baumaterialien wie Holz und Ziegel

Dachdeckerei

• Trend zum Flachdach hält weiter an, wobei dieses häufig als Dachterrasse genutzt wird. Infolgedessen werden auch Wartungsleistungen bei Flachdächern gut nachgefragt.
• Anstieg von Gründächern und allgemeiner Dachbegrünung (insb. in von Beton geprägten Ballungsgebieten)
• Um Klimaziele zu erreichen kommt der energetischen Modernisierung von Gebäuden besondere Bedeutung zu, etwa eine Kombination aus energetisch optimierten Dächern und Photovoltaikanlagen.
  • Für die Montage von PV-Anlagen werden Kenntnisse in verschiedenen Fachbereichen, etwa Elektro- und Heiztechnik, Fassadenbau und Dachdecken benötigt. Der Branche mangelt es an Personal.
• Trend zu naturnahen Materialien wie Schiefer, Ton, seltener auch Stroh, bemerkbar
• Trend zu Fassadenverkleidungen bis hin zu so genannten Mono Covers, bei denen Dach und Fassade zu einer Einheit verschmelzen

Zimmerei

• Die Forcierung des Holzbaus ist im Regierungsprogramm 2020-2024 der österreichischen Bundesregierung als Maßnahme zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2040 vorgesehen.
• Seit 2010 hat sich der Holzbau beträchtlich gesteigert und liegt im Jahr 2020 bei rd. 25 % der gesamten errichteten Nutzflächen im Gebäudesektor. (www.proholz.at) Expertinnen und Experten orten aber noch ein enormes Wachstumspotenzial, speziell im mehrgeschossigen Wohnbau.
• In Deutschland und Österreich wurden 2020 deutlich mehr Fertigteilhäuser verkauft als in den Vorjahren. Die Branche rechnet für 2022 mit reger Nachfrage.
• Dem traditionellen Dachstuhl aus Holz droht Konkurrenz durch andere Werkstoffe, etwa Stahlkonstruktionen oder Stahlbeton im Dachgeschossausbau, die mehr Speichermasse generieren können.

Verhalten der Kundinnen und Kunden

• Kundenprozess beschleunigt sich: Kunden fragen kurzfristiger an.
• Bei Beauftragung einer Dachdecker-/Zimmereileistung ist für Kundinnen und Kunden im Wesentlichen der Preis entscheidend.

Mitbewerb

Brancheninterne Konkurrenz

Dachdeckerei

• Dachdecker*innen arbeiten stark regionalbezogen, häufig als familiengeführte Betriebe.
• Das Zusammenwachsen der Dachbranchen – also Dachdeckereien, Spenglereien und bauwerksabdichtende Firmen – wird von der Kundschaft vermehrt gefordert.
• Anhaltender Trend zu Generalunternehmen, die sämtliche (Bau-)Arbeiten anbieten, verdrängt den/die Dachdecker*in als Direktanbieter*in. Dachdeckereien sind nur noch Sub-Beauftragte eines Generalunternehmens.
• Dies bedeutet für jene Betriebe, die sich ausschließlich auf die Dachdeckerei, Spenglerei oder Schwarzdeckerei spezialisiert haben, zunehmende Wettbewerbsnachteile.

Zimmerei

• Bedeutende Marktteilnehmende sind unter anderem folgende Unternehmen:
  • Kieninger GmbH
  • Haas Fertigbau Holzbauwerk GmbH
  • Wiehag GmbH
  • Strobl Bau GmbH
  • Herbitschek GmbH

Branchenfremde Konkurrenz

Bauunternehmen, stellen v. a. dann eine Konkurrenz dar, wenn im Passivhausbau Stahlbeton im Dachgeschossausbau verwendet wird.

Erfolgsfaktoren

• Kooperationen z. B. von Dachdeckereien mit Baumeister*innen, oder Spenglereien bzw. Zimmerereien mit Installateurbetrieben
• Spezialisierung bzw. Besetzung von Nischen

Zulieferunternehmen

• Baustoffgroßhandel
• Ziegelhersteller
• Sägewerke

Rohstoffe

• Der Markt war 2021 von einer massiven Rohstoffverknappung und von Rohstoffteuerungen geprägt, die zu spürbaren Preissteigerungen bei Endprodukten führte.
• 2022 machen die Preise von Baumaterialien den Unternehmen zu schaffen. Zugespitzt hat sich die Situation 2022 bei Ziegeln: Ohne Vorbestellungen und Reservierungen sind sie schwer zu bekommen. Bei Dämmstoffen wie Polystyrol-Extruderschaumstoff (XPS) sind längere Lieferzeiten zu erwarten.
• Beim Material zeichnet sich ein Trend weg von PVC und wenig haltbarem Styropor hin zu hochwertigeren Dämmstoffen wie Polyurethanen (PU) ab.
• Ein Trend hin zu nachwachsenden Dämmstoffen ist zu verzeichnen.

Dachdeckerei

• Was das Angebot an Dachmaterialien für „geneigte Dächer“ betrifft, so sind in Österreich folgende Industriebetriebe federführend:
  • BMI
  • Eternit
  • Prefa
• Im Bereich Flachdach teilen sich viele kleinere Anbieter den Markt.

Zimmererei

• Holz
  • Der Anstieg der Holzpreise auf Grund hoher (Bau)holznachfrage im Jahr 2021 hat sich 2022 verlangsamt und wird anhalten.
  • Die höheren Preise für Materialien sorgen für Preissteigerungen von Endprodukten
• B2B-Beschaffungsplattformen ermöglichen Zimmerern den Onlineeinkauf von Massivholzprodukten per Mausklick.

Fremdleistungen

Die Fremdleistungen der Dachdecker und Zimmerer betrugen 2019/20 durchschnittlich 11,5 % der Betriebsleistung. Dieser hohe Anteil zeigt, dass die Zusammenarbeit mit Sub-Auftragnehmern in dieser Branche eine bedeutende Rolle spielt. Im Vergleich zu 2010/11 hat sich der Fremdleistungsanteil um 0,4 %-Punkte erhöht. (Quelle: KMU Forschung Austria, Bilanzdatenbank)

Allgemein

• Neuentwicklungen bei Flachdächern: Abdichtungen, Sicherheitssysteme (Absturzsicherungen) und Entwässerungssysteme
• Anforderungen an Werkzeuge und Maschinen im Holzbau ändern sich: einerseits in Bezug auf die Arbeitssicherheit, insbesondere das Arbeitsumfeld (z. B. Staub), andererseits hinsichtlich der Bedienbarkeit und Handhabung (z. B. die weltweit erste tragbare digitale CNC-Fräsmaschine)
• Neuartige Dämmstoffe, z. B wärmereflektierender Dämmstoff, der Energiekosten wesentlich reduziert, oder Hochleistungsdämmstoffe für schwer entflammbare Flachdachkonstruktionen
• Digitalisierung von Kommunikations- und Geschäftsprozessen
  • Apps, die den Einstieg in digitalisierte Arbeitsabläufe für Handwerksbetriebe vereinfachen

Dachdeckerei

• Spezielle Softwarelösungen ermöglichen u. a. Flächenberechnung, Bilddokumentation, Kunden- und Projektverwaltung und bieten umfangreiche Schnittstellen für das Dachdeckerhandwerk.
• Dachdeckerei 4.0:
  • Vernetzte Drohnen ermöglichen effizientes Prüfen von Dächern, da sie nur wenig Aufwand einfordern. Statt dem Aufbau komplexer Gerüste reicht ein Überflug mit einer Drohne, um relevante Erkenntnisse zu sammeln.
  • Sensortechnik: Spezielle Feuchtemesssensoren verbessern die allgemeine Qualitätskontrolle von Dachdeckerarbeiten und ermöglichen eine genauere Planung.
  • Assistenzroboter erleichtern einzelne Arbeitsschritte und reduzieren das Verletzungsrisiko.
• Gebäudeintegrierte Photovoltaik mittels integrierfähigen kristallinen Modulen, Dünnschicht-Modulen, Solar-Dachziegeln, Photovoltaik-Dachfolien
  • Unterschiedliche Ziegelhersteller bieten Photovoltaik-Lösungen als Dachziegelersatz an.

Zimmererei

• Bessere Vorfertigungsmöglichkeiten steigern die Wetterunabhängigkeit und Flexibilität.