Trends

• Trend zum Online-shopping bei Möbeln und Einrichtungsgegenständen
• Rege Baukonjunktur wirkt sich positiv auf die Branche aus
• Individualisierbare Möbel liegen im Trend

Nachhaltigkeit

• Trend für Produkte aus natürlichen und umweltfreundlichen Materialen
• Beliebt sind alternative Herstellungsweisen durch Upcycling und Recycling
• Nachhaltige und fair produzierte Möbel verkaufen sich im oberen Preissegment

Herausforderungen

• Lieferketten-Probleme sorgen für höhere Ausgaben bei Rohstoffen und Logistik
• Die Möbelbranche antwortet auf die Entwicklungen mit Preiserhöhung von Endprodukten
• Lieferengpässe bei einzelnen Warengruppen sind nicht auszuschließen

Branchendefinition: Diese Branche umfasst die Unterklasse 47.59 der ÖNACE 2008 und damit den Einzelhandel mit

• Musikinstrumenten und Musikalien
• Wohnmöbeln (inkl. Matratzen und Lampen)
• Einrichtungsgegenständen und Hausrat

Betriebstypen:

• Wohnstudios (50 - 200 m²): persönliche Betreuung, Flexibilität und Kreativität, kleiner Kundenkreis, Hochpreisimage, Großstadtbereich
• Küchenstudios (50 - 200 m²): Beratungs- und Planungsstärke, Standortunabhängigkeit, geringe Spanne bei Einbaugeräten, geringe Kundenfrequenz
• Mischbetriebe Handel und Tischlerei (200 - 1.000 m²): Sonderanfertigungen und Reparaturmöglichkeit, persönliche Betreuung, meist schlechte Einkaufskonditionen, Standortprobleme
• Polstermöbelspezialgeschäfte (bis 3.000 m²): hohe Fachkompetenz, hohe Sortimentstiefe
• Abholmärkte (1.000 - 5.000 m²): preisgünstig, geringe Personalkosten, teilweise geringere Qualität, sparsame Outlet-Gestaltung
• Möbelfachgeschäfte (1.000 - 5.000 m²): persönliche Betreuung, relativ flexibel, geringere Werbekraft
• Einrichtungshäuser (ab 5.000 m²): große Auswahl, verkehrsgünstige Standorte, Werbestärke auf Grund der Größe, unpersönlich

Im Jahr 2020 boten die 2.650 Unternehmen des Möbeleinzelhandels fast 26.500 Personen einen Arbeitsplatz, wovon rund 23.800 unselbstständig beschäftigt waren. Die durchschnittliche Unternehmensgröße lag damit bei etwa 10 Mitarbeiter*innen je Unternehmen. Die Betriebe erwirtschafteten insgesamt Umsatzerlöse in der Höhe von rd. € 4,67 Mrd.
 

Trends

• Die Möbelbranche konnte 2021 wachsende Export-Werte und ein Produktionsplus verzeichnen. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2021 wurde 6,4 % mehr als im Vorjahr exportiert, die Produktion wuchs um 16 %. (Wohnkultur, 1/2 2022)
  • Ganz oben auf der Exportbilanz 2021 finden sich Küchen, gefolgt von Möbelteilen, Sitzmöbeln, Matratzen und Büromöbeln.
  • Die wichtigsten Gewinner der ersten drei Quartale des Jahres 2021 in der Produktion sind Küchenmöbel (+21,9 %) und sonstige Möbel (+20 %), darunter fallen Schlaf,- Ess- und Wohnzimmer-, Badezimmer- und Gartenmöbeln. Auch Büromöbel (+14,6 %), Sitzmöbel und Teile dafür (+12,8 %) und Ladenbaumöbel (+4,4 %) erwirtschafteten Zuwächse. (Wohnkultur, 1/2 2022)
• Nach Österreich importiert wurden in den ersten drei Quartalen des Jahres 2021 überwiegend Sitz- und Wohnmöbel.
• Die 2022 andauernden hohen Materialkosten und Lieferschwierigkeiten für Vorprodukte stellen Herausforderungen für die Möbelbranche dar und führen zu höheren Preisen von Endprodukten.
• Die Auftragslage in der Möbelindustrie ist 2022 gut, es wird aufgrund von Preiseffekten 2022 ein Umsatzplus erwartet.
• Rege Baukonjunktur setzt positive Impulse für den Einrichtungsfachhandel.
• Nachhaltigkeit:
  • Aufgrund von gesteigertem Umweltbewusstsein von Kund*innen tritt nachhaltige und faire Produktion von Möbelstücken sowie Wiederverwendung bereits verwendeter Materialen vermehrt in den Vordergrund:
    • nachhaltige Praktiken in der Rohstoffgewinnung (inkl. Recyclinganteile)
    • Verringerung des Wasserverbrauchs in der Produktion
    • Reduktion von Verpackungsabfällen
  • Eines der führenden Möbelhäuser bietet die Möglichkeit, gebrauchte und gut erhaltene Möbelstücke gegen Erhalt einer Gutscheinkarte zurückbringen. Diese Möbelstücke erhalten dann ein „zweites Leben“ und werden in Circular Hubs weiterverkauft.
  • Zustellung der Möbelstücke mit E-Transportern, bspw. bei Ikea.
• Megatrend Individualisierung
  • Individualisierbare Möbel entsprechen dem Bedürfnis, sich von breiter Masse abzuheben.
  • Trend geht in Richtung kundenspezifische Fertigung. Technologien wie 3D-Drucker kommen für die Produktion von Einzelstücken immer häufiger zur Anwendung.
• Produktgruppen
  • Küchen bleiben die umsatzstärkste Warengruppe im Möbelhandel:
  • Aufgrund des anhaltenden Trends zur Wohnküche und der Küche als Statussymbol werden weiterhin höherwertige Küchenausführungen nachgefragt.
  • Im Jahr 2021 ersetzten laut Branchenradar „Küchen in Österreich“ rund 80 % der verkauften Küchen alte Küchen und 20 % waren Ersteinrichtungen. (branchenradar.com)
  • Anbieter von Büromöbeln sind gefragt, aktuelle Trends mitzugestalten und ihr Angebot an die sich ändernde Nachfrage anzupassen. Veränderte Unternehmensstrukturen und Arbeitsabläufe haben Auswirkungen auf die Gestaltung von Arbeitsplätzen. Flexible Büros, unterschiedliche Arbeitszonen, Open Space-Räumlichkeiten mit Rückzugsmöglichkeit und Relax-Bereiche sind Beispiele dafür, wohin sich Arbeitsplatzkonzepte entwickeln.
  • Der Möbelhandel macht immer weniger Umsatz mit Möbeln selbst, sondern vielmehr mit Accessoires wie Leuchten, Teppichen, etc.
• Möbel und Design aus Österreich ("Made in Austria") genießen international ein positives Image:
  • Ein 2021 eingeführtes Gütezeichen „Austria Gütezeichen Möbel“ wird für Möbel mit über 50 % heimischer Wertschöpfung und einer Qualität über den gesetzlichen Anforderungen vergeben.

Verhalten der Kundinnen und Kunden

• Konsument*innen informieren sich immer öfter im Internet, bevor sie off- oder online einkaufen.
• Green Awareness
  • Insbesondere junge Kundschaft legt zunehmend Wert auf eine nachhaltige Produktionsweise und die Verwendung von natürlichen und umweltfreundlichen Materialien
  • Beliebt bei umweltbewussten Kunden sind alternative Herstellungsweisen durch Upcycling und Recycling sowie Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen
  • Nachhaltig und fair produzierte Möbel sowie Reproduktionen bereits verwendeter Materialien verkaufen sich im oberen Preissegment
  • Green Office: Gefragt sind in Bezug auf Umwelteinflüsse nachhaltige Büroeinrichtung
• „New Homing“ bzw. „Cooconing“: Viele Menschen wünschen sich einen behaglichen Rückzugsort und investieren daher in ihre Einrichtung.
• Expertinnen und Experten orten innerhalb der Käuferschaft eine verstärkte Aufteilung in ein Billig- und ein Luxussegment: Während für die eine Gruppe lediglich der niedrigste Preis zählt, setzt die andere auf maßgefertigte Einrichtungsstücke.

Mitbewerb

Brancheninterner Wettbewerb

• Großflächenanbieter dominieren den heimischen Möbelhandel. Zu den bedeutendsten nationalen Marktteilnehmern (gemessen am Nettoumsatz 2018) zählen die drei großen Filialisten XXXLutz, kika/Leiner und Ikea.
• Hohe Unternehmenskonzentration: Die drei größten Marktteilnehmer teilen sich knapp zwei Drittel des Umsatzes: XXXLutz hält über 30 %, Kika/Leiner knapp 18 %und IKEA hat einen Marktanteil von 16 Prozent. (Statista Research Department 21.01.2022)
• Trend zum Online-Shopping bei Möbeln und Einrichtungs-Gegenständen
  • 2021 haben sowohl die Zahl der Kaufenden, als auch die Durchschnittsausgaben im Distanzhandel zugenommen und führen zu einem Gesamtwachstum der Distanzhandelsausgaben von 20 %. Unter den Top Warengruppen befinden sich nach Bekleidung und Elektrogeräten, Möbel, Deko- und Einrichtungsgegenstände. (KMU Forschung Austria, 2021)
• Der Onlineanteil im Möbelhandel legte in den letzten Jahren kräftig zu.
  • Immer mehr reine Online-Händler (z. B. home24, westwing) in der Einrichtungsbranche nehmen vor allem den klassischen Einrichtungshäusern Umsätze ab.
  • XXXLutz.at, moebelix.at und (etwas abgeschlagen) home24.at sind hierzulande die drei sichtbarsten Online-Möbelhandelsplätze (otago Digital Performance Branchenreport „Wohnen & Einrichten“). Am Jahresende 2021 übernahm home24 die Deko-Handelskette Butlers, welche rund 130 Filialen in elf Ländern betreibt und dort Haushaltswaren, Wohnaccessoires oder Geschenkartikel verkauft.
  • Der Distanzhandel funktioniert vor allem bei Kleinmöbeln und Accessoires, wo auf eine haptische Begutachtung vor dem Kauf verzichtet werden kann. Damit Online-Handel im Möbelbereich funktioniert, muss eine einfache Rücksendung ermöglicht werden, was bei großen Möbeln generell schwieriger ist.
  • Expertinnen und Experten gehen jedoch davon aus, dass die Bereitschaft, auch große Möbel im Internet zu kaufen, weiter zunehmen wird.
• Eine große Bedeutung kommt im Möbeleinzelhandel den Verbundgruppen zu. Diese agieren als Gegengewicht zu den großen Filialisten, ihre Mitgliederzahlen sind tendenziell steigend. Wichtige Verbundgruppen sind:
  • Service&More mit den beiden Verbänden Garant Austria (Fokus: Möbelhandel; rd. 150 Handelspartner in Österreich) und Wohnunion (Fokus: Raumausstatter; rd. 130 Handelspartner in Österreich)
  • Küchen-Kooperation MHK (rd. 140 Handelspartner in Österreich)
  • Europa Möbel Gruppe (rd. 110 Mitglieder in Österreich)
  • Der Kreis: Verbund von Küchenstudios (rd. 110 Mitglieder in Österreich)
  • Verbundgruppe MZE Möbelzentraleinkauf (rd. 60 Mitglieder in Österreich)
  • KüchenTreff (seit 2019)

Branchenfremder Wettbewerb

• Baumärkte (speziell bei Bad- und Sanitärmöbel) und Do-it-yourself
• Gartencenter (v. a. bei Gartenmöbel)
• Willhaben.at
• Kaufhäuser (bei Heimtextilien, Hausrat, etc.)
• Lebensmitteldiskonter bieten zeitweise Möbel in ihrem Sortiment an

Erfolgsfaktoren

• Um-/Aufrüstung auf Smart Living als Chance für den Möbelhandel
• Unkomplizierte Rücknahmeoptionen
• Fachkompetenz des Verkaufspersonals und professionelle Unterstützung bei der Kaufabwicklung
• Kooperationen: Ikea beispielsweise kooperiert mit der Supermarktkette Billa, die Filialparkplätze als Abholplatz für Auslieferungsfahrten von Ikea-Onlinebestellungen zur Verfügung stellt.
• Verarbeitung von Kundendaten in Form von Laufweg-Analysen und Frequenzmessungen zur Verbesserung der Produkt- und Sortimentskompetenz.
• Regionalität: ortsnahe Produktion zur Sicherstellung der Lieferkette.
• Nachhaltige und faire Produktion, sowie Recycling verwendeter Materialen
• Netzwerke / Kooperationen zwischen Möbelhandel und lokalen Handwerkersunternehmen / Dienstleistungsbetrieben ermöglichen das Angebot eines individuellen, kompletten Service.
• Die Errichtung neuer Showrooms, moderner Einrichtungs- und Erlebniskonzepte gemeinsam mit der Anwendung digitaler Services generieren ein positives Einkaufserlebnis für Kunden
• Online Präsenz um wettbewerbsfähig zu sein

Lieferanten & Rohstoffe

• Im 3. Quartal 2021 resultierten Materialengpässe bei vielen Vorprodukten (u. a. Spanplatten, Beschläge, Küchengeräte) in langen Lieferzeiten. Möbelhersteller haben kaum Einflussmöglichkeiten auf lange Lieferfristen und sind daher auf das Verständnis ihrer Kundschaft angewiesen.
• 2022 ist die Möbelbranche angesichts andauernder globaler Lieferketten-Probleme von höheren Kosten für Rohstoffe und Logistik betroffen und antwortet darauf mit Preiserhöhungen für Endprodukte. Falls Warenknappheit und Lieferschwierigkeiten andauern, kann es zu weiteren Preiserhöhungen kommen. Lieferengpässe und längere Störungen in den Lieferketten bei einzelnen Warengruppen sind nicht auszuschließen. Bei Energie- und Logistikkosten wird im weiteren Jahresverlauf 2022 mit einer Entspannung gerechnet.
• Aufgrund der Materialpreissteigerungen dürften sich billige Discount-Waren prozentual stärker verteuern als hochwertige Designmöbel oder individualisierte Einrichtungslösungen.
• Der schwedische Möbelriese Ikea hatte angekündigt, die Preise wegen höherer Kosten um 9 % anheben zu wollen. (Welt.de 21.02.2022)
• Viele Möbelhäuser setzen auf zeitlich befristete Rabatte. Aufgrund der höheren Produktionskosten werden vermutlich niedrigere Preisnachlässe angeboten.
• Einer der führenden Möbelkonzerne und einer der weltweit größten Holzverbraucher, will bis zum Jahr 2030 gänzlich CO2-neutral sein und auf Kreislaufwirtschaft umstellen, indem nur noch erneuerbare und recyclebare Materialien eingesetzt werden.
• Konzentration bei österreichischen Möbellieferanten ist zu beobachten, zudem dringen deutsche Lieferanten zunehmend in den österreichischen Markt.
• Der Trend zu Einrichtungs-und zu "Home Entertainment" bedeuten für den Möbelhandel, zusätzliche Produktgruppen (Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik) anbieten zu müssen.

• Fortschrittliche Visualisierungsstools ermöglichen es den Verbraucher*innen, Produkte in allen Stilen und Farben zu betrachten, Produkte zu drehen, zu vergrößern und zu verkleinern und sogar versteckte Komponenten zu sehen.
• Mittels 3D-Rendering können aus Bildern oder Skizzen räumliche Modelle erzeugt werden. Die virtuelle Präsentation von lebensechten Möbelstücken inspiriert Kunden und beschleunigt häufig die Kaufentscheidung, was nicht zuletzt auch den Händlern Zeit und Kosten erspart.
• Virtuelle Einrichtungsplanung: Virtuell geplante Räume können bereits mittels Virtual Reality Lösungen "besichtigt" werden.
• Mittels Augmented reality können Kunden ihr Zuhause mit potenziellen neuen Mobiliar ausstatten und somit direkt beurteilen, wie diese in der realen Umgebung wirken. Mit dieser realitätsnahen Darstellungsweise kann die Kundenzufriedenheit gesteigert und die Retourenquote reduziert werden.
  • Es entstehen neue Arten von Möbelstücken, z.B. eine „wireless kitchen“, deren smarte Arbeitsfläche einerseits eine kabellose Lademöglichkeit für digitale Geräte bietet, die sich andererseits bei Bedarf auch in ein Kochfeld verwandelt.